Nach erneuter Panne verschärft die Bildungsministerin die Kritik am Bifie.
Die an 48 Schulen laufende Zentralmatura im Fach Mathematik musste am Freitag an fünf Wiener AHS kurz unterbrochen werden. In den verteilten Testheften des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) waren nur acht statt 24 Aufgaben vorhanden.
In einem Mail des Bifie an alle am Schulversuch teilnehmenden Schulen ist von einem "Fehldruck in einigen Paketen" im AHS-Bereich die Rede. Bifie-Direktor Martin Netzer bestätigte das Problem: In einem Teil der Testpakete sei nur ein Drittel der vorgesehenen Ausgaben ausgedruckt gewesen. Betroffen seien ausschließlich Wiener Schulen, so Netzer. Die fehlenden Aufgaben mussten von den Direktoren daher aus dem Internet heruntergeladen und kopiert werden. Für die Schüler wurde die Arbeit nach Absolvierung der acht vorhandenen Aufgaben unterbrochen und nach einer Pause fortgesetzt.
Heinisch-Hosek: "Ich habe die Nase voll"
Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) platzte nach den jüngsten Pannen der Kragen. Es seien schwerwiegende Management- und Kommunikationsfehler passiert, diese gelte es nun im Zuge einer internen Revision zu überprüfen, erklärte die Ministerin vor Journalisten in Innsbruck.
"Ich habe die Nase voll und kann das nicht mehr länger akzeptieren", sagte Heinisch-Hosek am Freitag am Rande einer Veranstaltung der SPÖ-Frauen in Innsbruck. Man müsse nun "tabulos" diskutieren, damit die Zentralmatura kommendes Jahr ohne Probleme vonstattengehen könne. Mit Ergebnissen der internen Revision sei in zwei bis vier Wochen zu rechnen. "Dann entscheide ich", meinte die Ministerin.
Vor allem ein Dorn im Auge war Heinisch-Hosek die Kommunikationspolitik des Bifie. Es sei "sehr schlampig" und teilweise unabgesprochen mit dem Ministerium kommuniziert worden. Insbesondere bei der Englisch-Zentralmatura läge das Problem rein an diesen Kommunikations-Defiziten, so die Bildungsministerin.
Bezüglich der Bandbreite beim Beurteilungsschlüssel in den Fremdsprachen habe ihr eine Expertenkommission mitgeteilt, dass die Bewertung so stattfinden werde. Von einigen Lehrern habe sie gehört, schon von dieser Bandbreite bei den Prozentgrenzen für eine positive Note gewusst zu haben, von einigen anderen wieder nicht. Auf die Frage, ob die 63 Prozent-Hürde für eine positive Beurteilung ausgesetzt werde, meinte die Ministerin, dass man auch das in "aller Ruhe" zu entscheiden habe. Sie wolle aber die nun vorliegenden Ergebnisse nicht verfälschen, indem sie diese jetzt ändere.
Einer kompletten Auflösung des Bifie wollte Heinisch-Hosek am Freitag nicht das Wort reden. Sie sei jedoch für eine "Redimensionierung" der Einrichtung. Schließlich hätten etwa die zwei vorhandenen Standorte für eine "Unübersichtlichkeit" gesorgt.