"Die FPÖ muss sich ihre eigenen Vorbilder genauer ansehen", zum Gedenken an die Novemberpogrome sparte Historiker Oliver Rathkolb nicht mit Kritik an den Blauen.
Im Gedenken an die Novemberpogrome von 1938, bei denen in Österreich Synagogen brannten und Juden verfolgt, misshandelt und ermordet wurden, hat Historiker Oliver Rathkolb in der ZIB2 zu mehr Verantwortung im Umgang mit Geschichte aufgerufen – und dabei deutliche Worte in Richtung FPÖ gefunden.
Rathkolb erinnerte im Gespräch mit Margit Laufer daran, dass die Pogrome am 8. und 9. November 1938 den Beginn der systematischen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Österreich markierten. Doch Antisemitismus sei auch heute weiterhin präsent. Im zweiten Halbjahr 2025 habe es 726 antisemitische Vorfälle gegeben – doppelt so viele wie im Jahr 2023.
„Viel hängt aktuell mit der Kriegssituation in Gaza zusammen“, erklärte der Historiker. „Antisemitismus gibt es immer, doch er entzündet sich immer wieder durch aktuelle Ereignisse.“
Zugleich betonte Rathkolb, dass die Medienlandschaft heute eine andere sei als in der NS-Zeit. „Daher gibt es auch immer wieder wichtigen Gegenwind“, sagte er.
Kritik an FPÖ und Dinghofer-Symposium
Kritik äußerte der Historiker auch am Dinghofer-Symposium im Parlament, das nach dem deutschnationalen Politiker Franz Dinghofer benannt ist. „Er war aktiv in Enteignungsverfahren verwickelt. Das hat nichts mit der Würde des Parlaments zu tun“, so Rathkolb. Dinghofer habe bereits in seiner Jugend öffentlich antisemitisch agiert und ist 1940 der NSDAP beigetreten – „das macht keiner, wenn es ideologisch nicht gepasst hat“.
In Richtung FPÖ forderte Rathkolb eine klare Abgrenzung: „Die Partei muss eine klare Trennlinie ziehen, zurück zum Start, eigene Vorbilder genauer ansehen. Das ist nicht Geschichtsfälschung.“