Politik-Insider

Hofburg-Wahl: Hochspannung und Nervosität bis zur letzten Sekunde

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Der Wahl-Insider von ÖSTERREICH-Politik-Chefredakteurin Isabelle Daniel.

Noch nie zuvor hatte es so viele „parteifreie“ Kandidaten und damit so viele unberechenbare Faktoren vor einer Bundespräsidentenwahl gegeben. Dementsprechend nervös zeigte sich das Lager von Bundespräsident Alexander Van der Bellen noch Samstagabend.

Alle österreichischen Meinungsforschungsinstitute – nur ein deutsches sieht es anders – sehen zwar Alexander Van der Bellen über 50 Prozent, aber ein Wahlkampfstratege meint: „2016 lagen alle Meinungsforscher daneben“. Damals hatte im ersten Wahlgang tatsächlich niemand den blauen Kandidaten Norbert Hofer mit 35 Prozent auf Platz eins gesehen. Wiederholt sich die Geschichte?

In SPÖ und ÖVP ist man hinter den Kulissen hingegen „sicher, dass Van der Bellen es gleich im ersten Wahlgang schafft“. Also, dass er in keine Stichwahl müsse. Wie auch immer.

Sorge vor neuen Parteien bei ÖVP und SPÖ

Die Roten glauben in der Tendenz, dass der amtierende Bundespräsident über 55 Prozent, die Schwarzen eher, dass er unter diesem Wert liege.

Wirklich zittern muss freilich die FPÖ. Ihr Kandidat Walter Rosenkranz hat viel Konkurrenz im rechten Segment. Die ursprünglich angepeilten 25 Prozent dürften eher Wunschtraum sein, wenn man der Meinungsforschung glaubt. Kann er zumindest die intern definierte Untergrenze von 18 Prozent erreichen? In sämtlichen Parteien – speziell auch in der blauen Welt – ist man skeptisch. Vor allem Ex–BZÖ–Boss Gerald Grosz würde mit seiner polternden Art blaue Kernwähler abgrasen.

Die ÖVP wiederum schaut gespannt auf Anwalt Tassilo Wallentin. Dieser hätte eigentlich FPÖler ansprechen sollen, dürfte aber im ÖVP–Wählersegment besonders gut ankommen. Erwächst der ÖVP eine neue Konkurrenz?

Ähnliche Sorgen hat die SPÖ bezüglich Dominik Wlazny – alias Marco Pogo. Dieser spreche einstige Van der Bellen Wähler an, die überdurchschnittlich stark aus dem SPÖ und Neos–Wählerbereich kommen.

Wlazny – im Van der Bellen Camp fürchtet man, dass ein starker Wlazny eine Stichwahl bringe – könnte bei einem starken Ergebnis am heutigen Wahlsonntag einen Turbo für ein Antreten bei Nationalratswahlen erhalten.

Die FPÖ blickt wiederum auch gebannt auf MFG–Chef Michael Brunner. Zieht das Impfgegnertum und Verschwörungsmythen über Corona noch, wie FPÖ–Chef Herbert Kickl glaubt? Oder erleidet Brunner heute Schiffbruch?

Und die Grünen fragen sich wie viele ihrer Wähler heute Heinrich Staudinger – in Sachen Corona und Russland von links aus auf einer Linie mit Brunner – ergattern könnte.

Ein spannender Wahlsonntag für alle Parteien eben.

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