Am Freitagvormittag liefert der amtierende Bundespräsident Van der Bellen seine Unterstützungserklärungen ab – und zwar deutlich mehr als die nötigen 6.000 Unterschriften.
Alexander Van der Bellen hat am letztmöglichen Tag rund 25.000 Unterstützungserklärungen für sein Wiederantreten bei der Bundespräsidentenwahl am 9. Oktober vorgelegt, mehr als alle anderen Kandidaten. Notwendig sind nur 6.000, sie müssen bis Freitagnachmittag bei der Wahlbehörde eingereicht werden. Van der Bellen ist der aussichtsreichste Hofburg-Aspirant. Als sein Ziel formulierte nannte er das Erreichen der absoluten Mehrheit schon im ersten Wahlgang.
Die Präsentation nahm der 78-jährige Volkswirt nicht beim Innenministerium, sondern vor seinem Amtssitz am Ballhausplatz vor. "Das Leben ist zu kurz, um schirche Bilder zu machen", begründete er die Ortswahl vor Journalisten, denn bei der Wahlbehörde gebe es zurzeit eine Baustelle. Er bedankte sich bei allen, die sich die Mühe gemacht hatten, für ihn zu unterschreiben. "Das ist schon wirklich sehr schön", sagte er, "damit beginnt der Wahlkampf nächste Woche."
Dann starten wir in diesen Wahlkampf. Vielen Dank für das großartige Engagement! #vdb #vanderbellen #bpw22 pic.twitter.com/07JbfNrDFK
— Martin Radjaby (@MartinRadjaby) September 2, 2022
Van der Bellen nannte Erfahrung, Unabhängigkeit und Stabilität als seine Stärken und versuchte sich in Wählermobilisierung. "Es ist keine g'mahte Wies'n", mahnte er, der Erfolg werde sehr von der Wahlbeteiligung abhängen. Erneut erklärte er, dass er sich keinen TV-Diskussionen mit seinen Gegnern stellen werde. "Nein, ich stoße mich schon am Wort Politduell", sagte er auf eine entsprechende Frage. Dann lud er mit seinen Unterstützern die Schachteln mit Unterstützungserklärungen für die Fotografen und Kameraleute aus, nur um sie für die Übergabe dann wieder in den Wahlkampf-Van zu hieven.
Sieben Kandidaten fix
Die Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl am 9. Oktober müssen spätestens heute, Freitag, 17 Uhr, ihre Wahlvorschläge bei der Bundeswahlbehörde einreichen. Damit der Vorschlag Gültigkeit hat, müssen ihm mindestens 6.000 Unterstützungserklärungen beigegeben werden - sowie ein Kostenbeitrag in Höhe von 3.600 Euro. Der Großteil der Kandidaten hat die Unterschriften bereits abgegeben.
Geschafft haben die Hürde nach eigenen Angaben auch weitere sechs Kandidaten, der Stimmzettel dürfte mit sieben Bewerbern lange wie nie zuvor werden. Zuletzt hatte der "Waldviertler"-Schuhfabrikant Heinrich Staudinger berichtet, genug Unterschriften - mehr als 9.000, gab er Donnerstagnachmittag bekannt - zu haben. Er wird sie der Wahlbehörde Freitagnachmittag vorlegen. Bereits die Kandidatur eingereicht haben Bierpartei-Gründer Dominik Wlazny (etwas mehr als 6.000 Unterschriften), der frühere FPÖ- und BZÖ-Politiker und jetzige Blogger Gerald Grosz (mehr als 9.000), der von der FPÖ nominierte Volksanwalt Walter Rosenkranz (18.500), MFG-Chef Michael Brunner (rund 15.000) sowie der Rechtsanwalt und Ex-"Krone"-Kolumnist Tassilo Wallentin 18.000 Unterschriften.
Freitag und Samstag werden die Unterstützungserklärungen von der Wahlbehörde geprüft und gezählt. Kandidaten, die zu wenig haben, können um eine Nachfrist bis Dienstag ansuchen. Ob diese gewährt wird, entscheidet die Behörde am Samstagabend. Auch zahlreiche Privatpersonen und Vertreter kleinerer Initiativen haben versucht, auf den Stimmzettel zu kommen - von ihnen dürfte es voraussichtlich niemand schaffen.