Norbert Hofer im 1. großen TV-Interview nach der Wahlniederlage am 4. Dezember.
„Natürlich tut es weh! Ich hätte gerne gewonnen“, gestand Norbert Hofer (FPÖ) im oe24.TV-Talk mit ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner am Freitag. Es ist das erste große TV-Interview nach seiner Niederlage bei der Wahl am 4. Dezember.
Ein Wiedersehen mit seinem Konkurrenten Alexander Van der Bellen, der in Kürze in die Hofburg einziehen wird, gab es seither allerdings nicht. „Die Sehnsucht“ sei nicht besonders groß, nachdem man sich zehn Monate lang so oft gesehen habe, so Hofer.
"Mein Ziel ist die Hofburgwahl in sechs Jahren"
Dass er FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache nun dessen Platz an der Parteispitze streitig machen könnte, bestreitet Hofer vehement. Er habe ein klares Ziel: „Die Bundespräsidentenwahl in sechs Jahren.“ Trotzdem schmiedet der 3. Nationalratspräsident bereits Regierungspläne: Das Amt des Innenministers könnte er sich vorstellen.
"Die Wahlniederlage war für mich so ähnlich wie mein Paragleiterunfall"
oe24.TV: Was haben Sie in der Niederlage über sich selbst gelernt?
Norbert Hofer: Dass ich schon einiges aushalte. In Wirklichkeit war mein eigenes Umfeld trauriger als ich. Mitarbeiter von mir haben fürchterlich geweint. Auch meine Frau und meine Tochter. Die ist aufs Klo gelaufen und hat geweint. In dieser Situation musst du auch dein Umfeld mitnehmen, egal, wie schlecht es dir geht.
oe24.TV: Und wie ging es Ihnen persönlich damit?
Hofer: Das ist so ähnlich wie nach meinem Unfall mit dem Paragleiter. Wobei das Nichtgewinnen nicht so massiv war, wie der Absturz. Das Wichtigste ist, die Dinge so anzunehmen, wie sie sind. Man kann es ja nicht ändern, nur das Beste daraus machen. Es war eine Riesenherausforderung, ich habe in diesem Jahr irrsinnig viel gelernt, und das kann ich mitnehmen. Aber natürlich tut es weh! Ich hätte gerne gewonnen.
oe24.TV: Haben Sie Alexander Van der Bellen seither getroffen?
Hofer: Nur am Wahltag, da habe ich ihm gratuliert.
oe24.TV: Sie haben doch im Wahlkampf immer wieder gesagt, dass Sie beide sich nach der Wahl auf einen Tee zusammensetzen werden …
Hofer: Den hat es noch nicht gegeben. Jeder muss jetzt einmal seine Aufgaben bewältigen. Wir haben uns in den letzten zehn Monaten so oft gesehen, dass die Sehnsucht nicht ganz so groß ist im Moment. Aber wir werden uns in Zukunft sicher noch oft aus beruflichen Gründen begegnen.
oe24.TV: Wie sehen Sie denn Van der Bellen?
Hofer: Ich glaube, dass er sehr passiv sein wird. Österreich braucht aber einen Präsidenten, der sich einmischt. Van der Bellen wird dem Land zwar nicht schaden, aber er wird auch nichts ändern. Ich hätte einen Turbo reingebracht.
oe24.TV: Wann kommen denn jetzt Neuwahlen?
Hofer: Ich glaube, dass im Herbst 2017 gewählt wird, wenn die so weiter streiten.
oe24.TV: Werden Sie dann als FPÖ-Spitzenkandidat in die Wahl gehen?
Hofer: Ich werde schon wahlkämpfen, allerdings nicht als Spitzenkandidat, sondern als Wahlhelfer auf dem zweiten Listenplatz.
oe24.TV: Und wenn man Sie als FPÖ-Parteiobmann haben will?
Hofer: Dann sage ich, wir haben bereits einen sehr guten Parteiobmann. Ich habe ein klares Ziel, und das ist die Bundespräsidentenwahl in sechs Jahren.
oe24.TV: Nehmen wir an, die FPÖ bekommt einen Regierungsauftrag nach der nächsten Wahl: Sie sind ein Fan von Rot-Blau?
Hofer: Es kommt auf zwei Fragen an: die inhaltliche Schnittmenge. Und: Wie kommen die beiden Parteichefs miteinander aus.
oe24.TV: Das Gespräch Strache mit Kern auf Ö1 war ja schon ein guter Anfang.
Hofer: Das war amikal. Aber ein Duell und wirklich miteinander arbeiten, sind zwei Paar Schuhe. Eines muss klar sein: Die Leute haben genug vom Streit. Wenn sich zwei Parteien finden, müssen sie miteinander arbeiten.
oe24.TV: Würden Sie ein Duo Strache und Hans Niessl gut finden?
Hofer: Das würde sehr gut funktionieren.
oe24.TV: Würden Sie das Innenministeramt annehmen?
Hofer: Ja, würde mich reizen.