Kanzler-Rede im Zeichen des Sultans

Kern traf Muslime-Präsident: Wirbel um Rednerpult

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Das Symbol der Tigra ist umstritten. Kern will indes Muslime als Bündnispartner gegen den Terror.

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) will ein "Bündnispartner" für Österreichs Muslime gegen den Terrorismus sein. Das sagte er in seiner Rede beim Iftar-Empfang der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) Mittwochabend. Zuvor hatte Muslime-Präsident Ibrahim Olgun die jüngsten islamistisch motivierten Anschläge strikt verurteilt und Aktionen seiner Religionsgemeinschaft angekündigt. "Leider bleiben uns auch in diesem gesegneten Monat schreckliche Nachrichten nicht erspart", ging Olgun auf die jüngsten Terroranschläge während des muslimischen Fastenmonats Ramadan ein. Obwohl die Glaubensgemeinschaft in Österreich diese "bei jeder Gelegenheit" verurteile, komme dies leider in der Bevölkerung oft nicht an. "Der Islam rechtfertigt nie den Terror", die Würde des Menschen sei unteilbar, gab Olgun einen Glaubensgrundsatz seiner Gemeinschaft aus.

Wirbel um Kanzler-Pult bei Ansprache

Für Wirbel sorgen nun allerdings Bilder, die den Kanzler während seiner Rede zeigen. Auf dem Pult ist das Zeichen der Tugra abgebildet. Der, auf Deutsch, "Pfeil" ist das Siegel des osmanischen Sultans und soll den Herrschaftsanspruch symbolisieren.

Menschenkette als Zeichen gegen den Terror

Mit einer Deklaration von rund 300 Imamen gegen Extremismus sowie einer Menschenkette will die IGGiÖ nun mehrere Zeichen setzen. Olgun forderte bei der Veranstaltung, bei der Vertreter aller anerkannten Glaubensgemeinschaften in Österreich anwesend waren, einen "Schulterschluss der Religionen". Den Ball nahm Peter Schipka, Generalsekretär der römisch-katholischen Bischofskonferenz, auf. Er sprach von der Freiheit jedes Einzelnen, religiösen Geboten zu folgen.

Kern ging auf die Worte des Gastgebers ein, die Würde des Menschen sei unteilbar. Toleranz müsse aber, so Kern, in alle Richtungen gelten - weswegen auch Antisemitismus und Hass gegen Homosexuelle keinen Platz in einer Demokratie hätten. Ohne Namen zu nennen, verurteilte Kern "politische Tendenzen, die zunehmend Platz greifen" und Muslime als Menschen zweiter Klasse sehen würden. Denn auch vor 70 Jahren sei der Gewalt der Worte die Gewalt der Taten entsprungen.

Erstmals hatte die Islamische Glaubensgemeinschaft zu einem Fastenbrechen in dieser Größenordnung und mit Vertretern aller Religionen geladen. Neben dem Kanzler waren auch Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) und Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister in die Veranstaltungshalle im 23. Wiener Gemeindebezirk gekommen.
 

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