Nach Wahl-Debakel

Köpferollen bei SPÖ: Schnabl wehrte sich bis zuletzt gegen Rücktritt

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Nach dem desaströsen Wahlergebnis zieht die SPÖ NÖ Konsequenzen: Schnabl muss gehen. Laut Partei-Insidern wehrte er sich am Montagabend in der Sitzung des Parteivorstandes vehement gegen seine Abberufung. 

Mit Franz Schnabl hat sich nach dem desaströsen Abschneiden der Landesroten bei der Landtagswahl in Niederösterreich der für seine eigenwillige Auftritte bekannte SP-Chef nach rund fünfeinhalb Jahren im Amt verabschiedet. Der 64-Jährige, der im Wahlkampf mit dem Slogan "Der rote Hanni" für Aufsehen gesorgt hatte, nahm nach einer Krisensitzung des Landesparteivorstands am Tag nach der Wahl unfreiwillig den Hut. Wie Partei-Insider berichten, habe er sich bis zuletzt gegen seinen Rücktritt gewehrt.

Historisches Tief für SPÖ

Dabei stellte Schnabl im Wahlkampf sogar den Landeshauptmann-Anspruch und wollte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) ins politische Ausgedinge schicken. Dazu reichte es bei Weitem nicht. Nicht nur, dass die SPÖ mit einem Minus von 3,26 Prozentpunkten auf 20,66 Prozent (zuletzt 23,92) auf ein historisches Tief abstürzte, ging auch ein Mandat im Landtag verloren. Zwar konnten die zwei Sitze in der Landesregierung gehalten werden, der Landesvize steht den Sozialdemokraten aber nicht mehr zu. Den müssen sie an die FPÖ abgeben, die ihnen Platz 2 abgenommen hat.

Für Kopfzerbrechen dürfte bei den roten Funktionären nach Analyse des Wahlergebnisses gesorgt haben, dass angesichts der von der Teuerung dominierten Themenlage eigentlich alles für die Sozialdemokratie angerichtet gewesen wäre. Darüber hinaus befindet sich die SPÖ im Bund in der Opposition, womit die allgemeine Unzufriedenheit mit der Regierungsarbeit ein Bonus hätte sein können. Der blieb jedoch ungenutzt. Die Sozialdemokraten schafften es mit ihrem Spitzenkandidaten Schnabl nicht, die durchaus entgegenkommende Gemengelage in Stimmen umzumünzen.

"Rote Hanni"

Dabei hatte der 64-Jährige doch alles versucht, um im Wahlkampf Aufmerksamkeit zu erhaschen. Von skurrilen Auftritten a là "der rote Hanni" inklusive nachgelieferter Relativierung als Satire bis hin zum Stellen des Landeshauptmann-Anspruchs war alles dabei. Selbst den landespolitisch erfolgreicheren Parteikollegen aus dem Süden, den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, holte der 64-Jährige als Unterstützung im Wahlkampf, ebenso wie Ex-Kanzler Christian Kern, unter dem Schnabl Parteivorsitzender in Niederösterreich geworden war. Geholfen hat es wenig.

Der ehemalige Polizist hatte die SP-Landesgruppe am 24. Juni 2017 übernommen. Bereits damals steigerte er seinen Bekanntheitsgrad mit einer für Beobachter eigenwilligen Werbelinie mit seinem Konterfei und Slogans wie "Ändamawos!", "Zweite Meinung? Roger!", "Hockn braucht a zweite Meinung." oder "Wir heizen ein, wo soziale Kälte herrscht." Schnabl gelang es damals immerhin, die SPÖ im schwarzen Kernland wieder aus dem historischen Tief herauszuholen, in das sie 2013 unter Leitner gefallen war. Zu richtigen Höhenflügen setzte die Partei aber nicht an. Stattdessen beendete der Absturz am gestrigen Wahltag die Karriere des 64-Jährigen an der Spitze der Landespartei.

Ihm folgt nun Sven Hergovich nach. Der 34-Jährige, der seit 1. Juli 2018 als Geschäftsführer des AMS Niederösterreich fungiert, ist um 30 Jahre jünger als Schnabl.

Zur Person: Franz Schnabl geboren am 14. Dezember 1958 in der niederösterreichischen Stadtgemeinde Neunkirchen, verheiratet, zwei Kinder und einen Enkelsohn. Absolvierte Polizeischule und Sicherheitsakademie, von 1999 bis 2003 Generalinspektor der Bundespolizeidirektion Wien, danach wechselte er in den Magna-Konzern. Von 2017 bis 2018 Landesrat, danach Landesvize. Seit 2004 auch Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes Österreichs (ASBÖ) und damit kooptiertes Mitglied im Bundesparteivorstand.
 

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