Analyse zeigt

Lehrer schwänzen genauso oft wie Schüler

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Lehrer erscheinen oft unvorbereitet, zu spät oder gar nicht.

Schwänzen und Zuspätkommen ist an österreichischen Hauptschulen und AHS laut Direktoren bei Lehrern ebenso häufig ein Problem wie bei Schülern. Das zeigt die vertiefende Analyse der Österreich-Ergebnisse der ersten OECD-Lehrerstudie TALIS (Teaching and Learning International Survey), deren Ergebnisse am Montagabend vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE) präsentiert wurden.

Ausmaß überraschend groß
Demnach beeinträchtigt an 21 Prozent der 248 untersuchten Schulen die Abwesenheit von Lehrern das Lernen (Kategorien: "sehr" und "in einem gewissen Ausmaß"), an 15 Prozent der Schulen erscheinen die Pädagogen laut Direktoren schlecht vorbereitet zum Unterricht und an acht Prozent der Standorte kommen sie zu spät.

Für Studienautor Ferdinand Eder, Erziehungswissenschafter an der Uni Salzburg, war das Ausmaß an Disziplinlosigkeit unter Lehrern überraschend groß. Eine mögliche Erklärung: An den betroffenen Standorten herrscht eine Schulkultur, die solches Verhalten ermöglicht. Andererseits könnten auch Burnout-Erscheinungen bei Lehrern durch Überforderung Schuld daran sein, dass diese "einfach die Kraft und Liebe zur Lehrtätigkeit verloren haben", so Eder. Er stellte allerdings auch in Frage, wie verlässlich die Angaben der Direktoren seien.

Vorbildfunktion bewusst werden
Mangelt es bei den Lehrern an Disziplin, kommen Disziplinlosigkeiten unter Schülern deutlich häufiger vor. Insgesamt beklagen 59 Prozent der Direktoren, dass Schüler den Unterricht "sehr" oder "bis zu einem gewissen Ausmaß" stören, 48 Prozent berichten von vulgärer/ordinärer Ausdrucksweise, 30 Prozent von Vandalismus und 36 Prozent von "Bullying" (Bedrohen von Mitschülern). Eder fordert daher, dass Lehrer sich ihrer Vorbildfunktion und ihrer besonderen Verantwortung bewusst sein müssen. "Disziplinlosigkeit ist einfach unprofessionelles Verhalten. Professionalität kann man auf jeden Fall verlangen."

Eder pocht darauf, dass Gewissenhaftigkeit und die Bereitschaft, Regeln einzuhalten, ein Kriterium dafür sein muss, ob jemand künftig die Ausbildung zum Lehrer beginnen darf. Die These von der "Berufung" zum Lehrer will er damit nicht unterstützen. Aber: "Wenn wir schon auswählen können, ist es vernünftiger, die zu nehmen, die man nicht mehr erziehen muss."

Nachsitzen für Lehrer?
Ein weiterer Hebel, um Disziplinlosigkeit bei Lehrern zu unterbinden, wäre aus Eders Sicht, den Direktoren zu ermöglichen, bei Fehlverhalten Sanktionen zu setzen. Diese gebe es zwar heute schon, "aber es sind wenige Fälle bekannt, wo das auch durchgezogen wurde". Disziplinlosigkeit der Schüler nimmt laut Studie außerdem dann ab, wenn sich Direktoren nicht nur als Verwalter begreifen, sondern auch als pädagogische Leiter und außerdem die Zusammenarbeit der Lehrer untereinander fördern.

"Keineswegs glücklich" ist Eder über ein weiteres Ergebnis der Studie: An Schulen mit konstruktivistischem Unterricht, bei dem die Schüler aktiv ihren eigenen Lernweg suchen sollen, gibt es ebenfalls häufiger Disziplinprobleme. "Offener Unterricht kann polarisierend wirken", so Eders Schlussfolgerung. Für Schüler, die im Elternhaus unterstützt werden, ist er gut. Schlechte Schüler hätten allerdings Probleme beim eigenständigen Organisieren des Lernens und stören dann den Unterricht.

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