Die Regierung hat sich am ersten Tag ihrer Klausur in Wien erwartungsgemäß auf ein Lehrlings- und Facharbeiterpaket geeinigt.
Die Eckpunkte in Kürze: Die Basisförderung für Lehrlinge wird nicht mehr pauschal ausbezahlt, sondern der Höhe der Lehrlingsentschädigung angepasst, den Blum Bonus wird es künftig für neu gegründete Betriebe geben, für solche, die neu in die Lehrlingsausbildung einsteigen und für Unternehmen, die nach mindestens drei Jahren Unterbrechung wieder in Ausbildung einsteigen. Um die Ausbildungsgarantie einzulösen, wird die überbetriebliche Lehre in Lehrwerkstätten ausgeweitet.
Ab 1.7.2008
Die neue Lehrlingsförderung wird für Lehrverhältnisse
gelten, die ab 1.7. 2008 beginnen. Die an der Höhe der
Lehrlingsentschädigung ausgerichtete Förderung sieht nach Lehrjahren
gestaffelte Beihilfensätze vor: im ersten Jahr erhalten die Betriebe eine
Förderung in Höhe von drei Lehrlingsentschädigungen, im zweiten in Höhe von
zwei und im dritten Jahr in Höhe von einer Lehrlingsentschädigung.
Qualitätsbonus
Für Betriebe, deren Lehrlinge sich zur Mitte
der Lehrzeit erfolgreich einer Qualitätsprüfung unterziehen, wird es einen
Qualitätsbonus geben. Weiters wird die überbetriebliche Lehrausbildung
ausgebaut. Ziel sind insgesamt 17.000 Plätze im Ausbildungsjahr 2009/2010.
Fachkräfteausbildung zusätzlich gefördert
Zusätzlich
gefördert wird auch die Fachkräfteausbildung. Ziel sind 10.000 zusätzliche
Fachkräfte bis 2010. Das Lehrlingspaket hat ein Volumen von 1,2 Mrd. Euro,
jenes für die Fachkräfte 120 Mio. Euro. Der Großteil der Mittel wird durch
Umschichtungen bereitgestellt.
Für März kündigten Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) und Vizekanzler Wilhelm Molterer (V) ein Paket für ältere Arbeitnehmer an.
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Die Sozialpartner zeigen sich mit dem ausgehandelten Paket zufrieden. Mit der vereinbarten überbetrieblichen Lehrausbildung und der Reform der Lehrstellenförderung "ist die Ausbildungsgarantie für alle unter 18-Jährigen keine leere Worthülse mehr", sagen ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer und AK-Präsident Herbert Tumpel.
"Qualität wird sich lohnen"
Es sei "ganz
wesentlich", dass alle Lehrlinge ohne betriebliche Lehrstelle nun in der
überbetrieblichen Lehrausbildung einen Platz finden würden, wo sie bis zur
Lehrabschlussprüfung bleiben können", betonen Hundstorfer und Tumpel.
"Qualität in der Lehrausbildung wird sich lohnen", so die beiden
Sozialpartnerpräsidenten.
121 Mio. Euro für zusätzliche Ausbildung
Für die
Berufsqualifikation von Arbeitslosen werden in den kommenden drei Jahren 121
Millionen Euro für 10.000 zusätzliche Facharbeiterausbildungen zur Verfügung
gestellt (2008: 16 Mio., 2009: 35 Mio., 2010: 70 Mio.). "Dadurch ist
gewährleistet, dass der Fachkräftemangel mit heimischen Arbeitskräften
abgedeckt werden kann", so Hundstorfer und Tumpel weiter.
Lob auch von Bartenstein
Zufrieden zeigte sich auch Bartenstein,
der von einem "Chancen-Paket" sprach. Er verwies darauf, dass sich der
bisherige Blum Bonus zwar bewährt hätte, es aber an der Zeit sei, ihn zu
modifizieren. Ziel der Maßnahmen sei es, sowohl bei der Lehrlingsausbildung
als auch bei den AMS-Fachkräfteausbildungen "stärker in Richtung Qualität"
zu gehen.
Bures: "Unterstützung für die Mädchen"
Bures
erwartet sich von den geplanten Änderungen bei der Lehrlingsförderung
Unterstützung für "die Mädchen, berufliche Männerdomänen zu erobern". Die
Neuausrichtung der Lehrlingsförderung sei eine positive Weiterentwicklung
des Blum-Bonus, "weil sie in Richtung Qualitäts- und Bedarfsorientierung"
gehe. Erfahrungen mit dem Blum-Bonus alt hätten eine Fortschreibung der
traditionellen Berufswahl von Mädchen gezeigt, so Bures zum beschlossenen
Lehrlingspaket, das höhere Förderungen für Betriebe vorsieht, die Frauen in
typischen Männerberufen ausbilden.