Sie outet Hass-Poster und wird verurteilt

Maurer: 'Ich fühle mich verhöhnt'

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Die frühere Grün-Politikerin Sigrid Maurer spricht über ihren Prozess und wie es weitergeht.

Es war die Story der Woche: Sigrid Maurer (33) – Ex-Grüne und nunmehr Mitarbeiterin im Institut für Höhere Studien – wird vom PC eines Shop-Betreibers primitiv sexistisch beschimpft. Nachdem sie die Mails veröffentlicht hatte, klagt der Shop-Betreiber – Maurer wird wegen übler Nachrede zu insgesamt 7.000 Euro Zahlung verurteilt. Sie geht in Berufung.

Im Interview mit ÖSTERREICH gibt sich Maurer kämpferisch: Eigentlich fühle sie sich verhöhnt. An dem Craftbeer-Shop im 8. Bezirk – quasi dem „Tatort“ – gehe sie noch heute täglich vorbei. Und auf die andere Seite wechseln, wie der gegnerische Anwalt ihr zynisch empfohlen hat – das kommt für die unbeugsame Tirolerin nicht in Frage …

"In so einem Prozess sind wir schnell bei 20.000 Euro"

ÖSTERREICH: Sie wehren sich gegen massive sexistische Übergriffe – und werden verurteilt. Wie kommt man sich da vor?

Sigrid Maurer: Man kommt sich verhöhnt vor auf eine bestimmte Art und Weise. Gleichzeitig war mir klar, dass es zu diesem Urteil kommen kann. Aber ich bin kämpferisch.

ÖSTERREICH: Sie haben berufen und hoffen auf die 2. Instanz.

Maurer: Ich bin jetzt ein bisschen vorsichtiger – ich habe ja auch nicht erwartet, dass ich verurteilt werde.

ÖSTERREICH: Sie wirken trotz allem cool. Warum? Sie müssen sich doch unglaublich ärgern.

Maurer: Natürlich ärgert und empört es mich – aber ich bin recht pragmatisch: Die Situation ist so, jetzt müssen wir sie ändern.

ÖSTERREICH: 4.000 Euro müssen Sie an den Craftbeer-Shop-Besitzer zahlen und 3.000 Strafe. Wie viel kann das noch werden mit Berufung usw.?

Maurer: Da sind wir dann schnell bei 20.000 Euro und mehr.

ÖSTERREICH: Ist das existenzgefährdend für Sie?

Maurer: Ich sitze nicht auf der Straße, aber es ist natürlich viel Geld. Ich habe das ja nicht in der Portokasse.

ÖSTERREICH: Haben die Drohungen gegen Ihre Person nach dem Urteil zugenommen?

Maurer: Es gab sicher mehr Solidarität als Drohungen.

ÖSTERREICH: Man hat Ihnen ein „Seil“ gewünscht – haben Sie das eigentlich angezeigt?

Maurer: Nein. Der Klassiker: Gefährliche Drohung, das schickst du der Staatsanwaltschaft und die stellt ein.

ÖSTERREICH: Die Regierung will das jetzt ändern. Was würden Sie sich da wünschen?

Maurer: Es freut mich, dass die Regierung den Handlungsbedarf erkannt hat. Wichtig wären schnelle Verfahren, leichter Zugang und spürbare Konsequenzen.

ÖSTERREICH: Als Ex-Politikerin erreichen Sie mehr als als Abgeordnete.

Maurer: Es ist halt eine unterschiedliche Art, Politik zu machen. Und ganz stimmt das nicht: Die Anhebung des Uni-Budgets um 1,3 Mrd. Euro hätte es ohne mich nicht gegeben.

ÖSTERREICH: Haben Sie Lust auf ein Polit-Comeback?

Maurer: Abgeordnete hat mir Spaß gemacht, aber jetzt bin ich Forscherin und konzentriere mich auf mein Soziologie-Studium.

ÖSTERREICH: Und gehen oft am Craftbeer-Shop vorbei?

Maurer: Jeden Tag.

ÖSTERREICH: Und?

Maurer: Angenehmer geworden ist es nicht. Aber auf die andere Straßenseite gehe ich sicher nicht.

ÖSTERREICH: Der Richter hat den Shop-Betreiber wegen Falschaussage angezeigt. Eine späte Genugtuung für Sie?

Maurer: Ein Freispruch wäre eine Genugtuung gewesen. Der Richter hat gesagt, ich sei so ziemlich die einzige Person im Verfahren gewesen, die die Wahrheit gesagt hat. Ich sage die Wahrheit und werde verurteilt. Das ist doch seltsam. (gü)

Maurer: Angenehmer geworden ist es nicht. Aber auf die andere Straßenseite gehe ich sicher nicht.

ÖSTERREICH: Der Richter hat den Shop-Betreiber wegen Falschaussage angezeigt. Eine späte Genugtuung für Sie?

Maurer: Ein Freispruch wäre eine Genugtuung gewesen. Der Richter hat gesagt, ich sei so ziemlich die einzige Person im Verfahren gewesen, die die Wahrheit gesagt hat. Ich sage die Wahrheit und werde verurteilt. Das ist doch seltsam. (gü)

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