Stöger will verhindern, dass Arbeitnehmern Geld weggenommen wird.
Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) will eine Höchstarbeitszeit von 12 Stunden in Unternehmen mit Gleitzeit ohne eine Verringerung der Überstundenzuschläge durchsetzen. So sei es auch im Regierungsprogramm vorgesehen, sagte er am Dienstag auf Journalistenfragen am Rande der LH-Konferenz in Graz.
Flexible Arbeitszeitlösungen
Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) wendet sich nicht grundsätzlich gegen eine Arbeitszeitflexibilisierung. Wenn diese aber dazu verwendet werden solle, den Arbeitnehmern Geld wegzunehmen, lehne er das ab, betonte Stöger am Rande des Ministerrates.
Auch ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz ist nicht grundsätzlich gegen flexible Arbeitszeitlösungen, diese müssten aber beiden Seiten etwas bringen und dürften keine "Anschläge auf die Einkommen der ArbeitnehmerInnen" sein. Er befürchtet, dass Unternehmen mit der Ausweitung der Normalarbeitszeit auf zwölf Stunden die Abschaffung von Überstundenzuschlägen bezwecke. Arbeitszeitgesetze seien "Schutzgesetze, und zwar zum Schutz vor gesundheitsschädlicher Ausbeutung der ArbeitnehmerInnen". In der österreichischen Realität gebe es ohnehin sehr viel Flexibilität.
Gleitzeit
Alois Bachmeier, stv. Bundesgeschäftsführer der GPA-djp, lehnt die Nutzung von Gleitzeit zum Abdecken von Auftragsspitzen ab. "Gleitzeit dient der Zeitflexibilität der ArbeitnehmerInnen, nicht dem Abarbeiten von Auftragsspitzen. Dafür gibt es Durchrechnungsmodelle", schreibt er, in einer Aussendung. Dabei seien 12-Stunden-Tage nicht ohne weiteres möglich "und das ist auch gut so", denn so lange Arbeitstage seien weder produktiv noch gut für die Gesundheit. Laut Bachmeier ist für die Gewerkschaft eine Arbeitszeitflexibilisierung "nur vorstellbar, wenn sie zu einer Verkürzung der Jahresarbeitszeit und zu mehr selbstbestimmter Freizeit der ArbeitnehmerInnen führt."
Das Regierungsprogramm sehe "zumindest bei Gleitzeit die Möglichkeit vor, an einzelnen Tagen bis zu 12 Stunden zu arbeiten", erinnert Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Die wöchentliche Höchstarbeitszeit bleibe bei 50 Stunden, damit gehe es nicht um eine Arbeitszeitverlängerung. "Bei Gleitzeit kann der Arbeitnehmer in bestimmten Grenzen Beginn und Ende seiner Arbeitszeit selbst bestimmen. Da die Arbeitszeit selbstbestimmt ist, fallen meist auch keine Überstunden an. Gleitzeit ist vor allem an Büroarbeitsplätzen üblich", präzisiert er.
Unterstützung durch Wirtschaftsbund
Wenig überraschend bekommt Mitterlehner für seinen Vorstoß für flexiblere Arbeitszeiten Unterstützung des Wirtschaftsbundes. Ziel müsse es sein, dass dann gearbeitet werden kann wenn die Arbeit anfällt, schreibt Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner in einer Aussendung. "Das wollen beide Seiten - Arbeitnehmer wie Arbeitgeber", meint er.