Brieffreunde

Molterers Brief an Lehrer wirbelt Staub auf

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Die SPÖ ist verstimmt, aber auch Lehrer und Eltern. Quintessenz der Kritik: das Schreiben wird als Einmischung empfunden.

Bundeskanzler Alfred Gusenbauer kann den Ärger von SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied über den Lehrer-Brief von ÖVP-Vizekanzler Wilhelm Molterer nachvollziehen. Für Gusenbauer war das eine "nicht ganz saubere Vorgangsweise".

Molterer versteht die Lehrer
Molterer hatte sich am Samstag in einem offenen Schreiben an die Pädagogen gewandt, in dem er sein Verständnis für ihre schwere Arbeit zeigte. Außerdem plädierte er in dem Brief für einen Vertrag zwischen Schulen und Eltern, der Väter und Mütter zu gewissen Punkten verpflichten soll. Die Eltern sollten u.a. dafür sorgen, dass ihr Kind pünktlich in die Schule kommt und die Hausaufgaben macht.

SPÖ leicht verstimmt
Schmied hatte auf das Schreiben pikiert reagiert: "So kann es nicht gehen, dass ein Ressortminister an die Verantwortungsträger eines anderen Ressorts schreibt." Gusenbauer hat am Montag ein "gewisses Verständnis" für seine vergrämte Parteifreundin geäußert. Es sei doch unüblich, dass sich ein Regierungsmitglied direkt an die Bediensteten eines anderen Ressorts wende.

Außerdem hat er sich gegen den von Molterer vorgeschlagenen Vertrag ausgesprochen: Dass man hier den Eltern vielleicht noch Strafmandate aufbrummen wolle, halte er nicht für den richtigen Weg, so Gusenbauer.

Lehrer-Post für Molterer
Die Unabhängigen Gewerkschafter in der GÖD (UGÖD) schreiben dem umtriebigen Vizekanzler jetzt zurück. Der UGÖD-Vorsitzende und Lehrer Reinhart Sellner fordert in seiner Antwort "keine Belobigungen und Appelle", sondern genügend Budget für bessere Schulen und höhere Lehrergehälter.

Weiters erinnert Sellner daran, dass Molterer "jahrelang die Stundenkürzungen und den Personalabbau von Schüssel-Gehrer mitgetragen" habe. Jetzt gäbe er den Verständnisvollen.

Eltern sehen Einmischung
Wenig Freude mit dem Brief Molterers haben auch Elternvertreter. Der Chef des Landesverbandes Wien der Elternvereine an den öffentlichen Pflichtschule, Andreas Ehlers, meint, man könnte das Schreiben "als Versuch, die unterschiedlichen Interessenslagen gegeneinander auszuspielen", verstehen. Lehrer, Eltern und Schüler seien durchaus in der Lage, direkt miteinander zu sprechen.

Molterer bleibt uneinsichtig
Der Finanzminister selbst hat am Montag seine Briefaktion verteidigt. Von ihm aus könnte Gusenbauer auch einen Brief an die Finanzämter schicken. Damit hätte er persönlich kein Problem.

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