In Ebensee

Naziparolen gegen Oberrabbiner

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Nazi-Skandal in Ebensee: Polizei forschte Verdächtigen aus

Ein Mann hat Naziparolen gegen einen Oberrabbiner und dessen Enkel gerufen, als diese am Donnerstag vergangener Woche in Ebensee im Bezirk Gmunden waren. Die Polizei hat einen Verdächtigen ausgeforscht. Die Landespolizeidirektion Oberösterreich bestätigte einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung "Die Presse" (Freitag-Ausgabe).

Zwei Männer hätten "Heil Hitler" geschrien - und dabei den rechten Arm zum Gruß der Nationalsozialisten gehoben. Zudem hätten sie "Der Judas ist der Verräter von Christus", "Mein Volk, mein Reich, mein Führer" und weitere NS-Parolen von sich gegeben. So die Schilderung des Wieners, der gemeinsam mit seinem Großvater, einem Oberrabbiner, am Bahnhof Ebensee verbal attackiert wurde. Der Rabbiner war in der Marktgemeinde im Salzkammergut, um seinem Enkel die NS-Gedenkstätte zu zeigen. Ein Großvater und ein Urgroßvater des Burschen - und Vater des Rabbiners - waren einige Zeit dort im Außenlager des KZ Mauthausen gefangen.

Verdächtige ausgeforscht

Der Enkel rief sofort die Polizei an. Doch die Beamten waren jedoch gerade bei einem anderen Einsatz. Als sie wenig später eintrafen, waren die beiden Ebensee-Besucher wegen eines dringenden Termins schon in den Zug nach Wien gestiegen. Doch aufgrund ihrer telefonisch durchgegebenen genauen Personsbeschreibungen wurden die zwei verdächtigen Personen rasch ausgeforscht. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) wurde eingeschaltet, das auch im Umfeld der beiden ermittelte. Demnach gebe es keinen Hinweis, dass sie Männer Teil eines Netzwerkes seien.

Die Polizei erstattete wegen des Vorfalles gegen einen der beiden Anzeige an die Staatsanwaltschaft. Die Justiz hat sich mit dem 49-jährigen Hilfsarbeiter aus dem Bezirk Gmunden bereits mehrmals wegen verschiedener Gewalt- und Vermögensdelikte nicht aber im Zusammenhang mit dem Verbotsgesetz beschäftigt. Er ist grundsätzlich geständig und hat sich bei der Polizei für seine Äußerungen und Handlungen entschuldigt, verweist aber darauf, dass er im Vollrausch gewesen sei. Das wird auch durch die eingesetzten Beamten bestätigt, die deswegen Probleme hatten, ihn in ihren Streifenwagen zu verfrachten. Die Ermittlungen ergaben, dass er zuvor mehrere Liter Bier und eine Flasche Kräuterschnaps getrunken hatte. Der andere Mann, der in seiner Begleitung war, soll sich nicht beteiligt, sondern versucht haben, den anderen zu beschwichtigen, und wird vorerst nicht als Beschuldigter geführt. Die Polizei will auch noch die Opfer befragen.

Der Vorfall erinnert an eine Störaktion von Jugendlichen bei einer Gedenkfeier 2009 im ehemaligen Konzentrationslager Ebensee. Der Haupttäter war damals bekleidet mit einem Tarnanzug und einer Sturmhaube im Stechschritt vor den Besuchern der Gedenkfeier auf-und abmarschiert. Dazu rief er "Heil Hitler", "Sieg Heil, ihr Schweine" sowie "Blood and Honour" und schoss mit einer Softgun auf die Menschen. Er und zwei weitere deswegen Angeklagte wurden rechtskräftig zu sechs, fünf und zwei Monaten bedingt verurteilt.
 

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