UNO-Klimagipfel: Kanzler Gusenbauer lud Arnold Schwarzenegger zu einem Klima-Technologie-Gipfel nach Wien ein.
Gleich zwei Österreicher prägten am Montag die internationale Klimakonferenz in New York entscheidend mit: Bundeskanzler Alfred Gusenbauer leitete bei der Konferenz, an der 70 Staats- und Regierungschefs teilnahmen, auf Einladung von UNO-General Ban Ki Moon einen der vier Arbeitskreise. Und US-Gouverneur Arnold Schwarzenegger, politischer Vorreiter für den Klimaschutz in den USA, schwang eine Brandrede für sein Leib- und Lieblingsthema: "Es geht um nichts weniger als die Zukunft der Menschheit!“, donnerte Arnie mit steirischem Akzent den Anwesenden im berühmten Plenarsaal des UN-Headquarters entgegen.
Gusenbauer lädt Arnie nach Wien
Danach kam es zum
rot-weiß-roten Schulterschluss: Gusenbauer lud Schwarzenegger zu einem
Klima-Technologie-Gipfel nach Wien ein, um in einer Runde der "leading
nations", den weltweit wichtigsten Nationen, Technologiegespräche zum
Klimaschutz zu führen. An einem konkreten Termin wird schon gearbeitet.
Während sich in Österreich ÖVP und SPÖ ein innenpolitisches Geplänkel über die Rolle Gusenbauers beim New Yorker UN-Klimagipfel liefern, bleibt eine traurige Tatsache aber weiter bestehen. Beim CO2-Pro-Kopf-Verbrauch liegt Österreich an 32. Stelle von 176 Ländern. Weiters liegt Österreich in einem Ranking des "World Ressources Institute (WRI)" der Länder mit dem höchsten Anstieg auf Platz neun.
Hier gehts zur globalen CO2-Liste der Umweltsünder (Pro-Kopf-Verbrauch)
Bush ist nicht gekommen
UNO-General Ban Ki-moon forderte die
Weltgemeinschaft eindringlich zum raschen gemeinsamen Kampf gegen die
Erderwärmung auf. "Wenn wir nicht handeln, werden die Folgen
verheerend sein". Ban machte vor allem im Hinblick auf die USA
deutlich, dass der Klimaschutz unter dem Dach der Vereinten Nationen
betrieben werden sollte. "Keine Nation kann das Problem allein anpacken",
sagte er. "Das ist genau die Art von globaler Herausforderung, für die
die Vereinten Nationen am besten geeignet sind." Kritiker fürchten,
dass die USA durch Alleingänge eine Festlegung auf konkrete, verbindliche
Klimaschutzziele umgehen wollen. US-Präsident George W. Bush hat für diesen
Donnerstag und Freitag zu einer eigenen Klimakonferenz geladen. Nach New
York war er nicht gekommen.
Condoleezza Rice zum Klimaschutz
An seiner Stelle bekannte sich
Außenministerin Condoleezza Rice zum Klimaschutz unter dem Dach der
Vereinten Nationen. "Wir sehen uns der UN-Rahmenkonvention zum
Klimawandel fest verpflichtet und wir glauben, dass der UN-Klimaprozess die
richtige Form ist, um über das künftige weltweite Vorgehen gegen den
Klimawandel zu verhandeln", sagte Rice. Die Vereinigten Staaten freuten
sich darauf, an der UN-Nachfolgekonferenz zum Kyoto-Protokoll im Dezember in
Bali aktiv teilzunehmen. Die USA gelten als weltweit größter Umweltsünder
und haben sich dem bisherigen Kyoto-Protokoll nicht angeschlossen. Der
Vertrag läuft 2012 aus und soll in Bali neu verhandelt werden.
Globaler Kampf gegen Klimawandel
Mit dem Gipfel am Vortag des
Beginns der UN-Generaldebatte will Ban den globalen Kampf gegen den
Klimawandel vorantreiben und die internationale Klimakonferenz im Dezember
auf der indonesischen Insel Bali vorbereiten. Noch nie haben sich so viele
Staats- und Regierungschefs versammelt, um exklusiv über den Klimawandel zu
beraten, wie in New York. Insgesamt nahmen rund 80 Staats- und
Regierungschefs sowie Spitzenpolitiker aus weiteren 70 Ländern an dem
eintägigen Treffen teil.
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Zur Bekämpfung des Klimawandels müssten nicht nur zahlreiche Maßnahmen gesetzt werden, sondern es bedürfe geradezu einer "Revolution" - das erklärte Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) laut Redetext im Rahmen der eintägigen UNO-Klimakonferenz am Montag in New York im Vorfeld der diesjährigen UNO-Vollversammlung. Ähnlich wie wenige Stunden vor ihm der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger, forderte auch Gusenbauer in seiner Rede "dringendes Handeln". Dafür sei eine "Wissenschafts- und Technologie-Revolution" vonnöten, ähnlich wie sie im Telekommunikationssektor stattgefunden habe. "Niemand kann den Konsequenzen von Untätigkeit entfliehen, lasst uns daher jetzt handeln."
"Zweistellige Wachstumsraten bei Umwelttechnologien"
"Die
Folgekosten des Klimawandels übertreffen die Kosten, um den Klimawandel zu
bekämpfen", so der Bundeskanzler, der seine internationalen
Zuhörer darauf hinwies, dass in Österreich bereits festgestellt werden
könne, dass Umwelttechnologie ein wesentlicher Motor für Wirtschaftswachstum
und Beschäftigung sei. In diesem Sinne gehöre es daher auch zu den
Kernpunkten der österreichischen Klimastrategie, in diesem Bereich mit
zweistelligen Wachstumsraten weiter massiv zu investieren.
"Umweltschutz ist erschwinglich"
Umweltschutz sei kein
unleistbares Unterfangen, sondern durchaus erschwinglich, sagte Gusenbauer
unter Hinweis auf den Stern-Report (Bericht des ehemaligen
Weltbank-Chefökonomen Nicholas Stern, im Auftrag der britischen Regierung
erstellt; untersucht wirtschaftliche Folgen der globalen Erwärmung, Anm.). "Die
verschwenderische Handhabung von Energieressourcen in der industrialisierten
Welt muss umgekehrt werden. Wir müssen auch danach trachten, dass Länder,
die sich schnell industrialisieren, ihr Wachstum auf klimafreundliche Weise
erledigen."
Wie wenig utopisch effizienter Klimaschutz in den Augen Gusenbauers ist, machte er deutlich, indem er darauf hinwies, dass viele der nötigen Technologien bereits existieren. "Diese Technologien müssen nur kommerziell verfügbar und leistbar werden", forderte der Bundeskanzler. Dafür müssten Barrieren in puncto Technologie-Transfer abgebaut werden, vor allem für Entwicklungsländer müssten die Kosten dieser Technologien durch geeignete Maßnahmen reduziert werden.
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SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer wird gemeinsam mit der chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet einen halben Tag lang einen von vier Arbeitskreisen leiten. Diese Gruppe beschäftigt sich mit der Begrenzung der Auswirkungen des Klimawandels. Gusenbauer und Bachelet leiten nicht, wie ursprünglich berichtet, die gesamte Konferenz.
Gruppe "Schadensbegrenzung"
Die Klimakonferenz im
UNO-Hauptquartier beschäftigt sich in vier thematischen Arbeitskreisen mit
der Schadensbegrenzung, der Anpassung daran, mit Technologien und
Finanzierungsmöglichkeiten für Gegenmaßnahmen. Die Gruppe "Schadensbegrenzung"
ist die, die Gusenbauer ko-leitet. Das Thema lautet: "Reduktion von
Emissionen und Stabilisierung des Klimas - Schutz unserer gemeinsamen Zukunft".
ÖVP: "ein Vize von 16"
Der Koalitionspartner ÖVP
ist nicht sehr angetan von Gusenbauers Klima-Mission. "Während
Umweltminister Pröll daran arbeitet, beim Klimaschutz für Österreich etwas
weiter zu bringen, inszeniert sich Gusenbauer wieder einmal mit
Show-Auftritten", so der schwarze Umweltsprecher Karlheinz Kopf.
Gusenbauer erdreiste sich sogar, sich als Leiter des Klimagipfels zu
vermarkten, obwohl er nur einer von 16 Stellvertretern sei und nur eine
Arbeitsgruppe führe, kritisiert Kopf.
SPÖ weist Kritik zurück
Die SPÖ weist die ÖVP-Kritik
an der USA-Reise von Gusenbauer entschieden zurück. Die Aussagen von
ÖVP-Umweltsprecher Karlheinz Kopf seien "reichlich unverfroren",
erklärte SPÖ-Umweltsprecherin Petra Bayr am Montag in einer Aussendung. "Und
was macht die ÖVP? Österreich hat sich unter Umweltminister (Josef) Pröll
meilenweit von den Kyoto-Zielen entfernt und ist im EU-Vergleich an
vorletzter Stelle. Angesichts dieser blamablen Zahlen sollte Kopf lieber
einen Beitrag dazu leisten, dem von den ÖVP-Umweltministern zu
verantwortenden Absturz in der Klima-Bilanz aktiv gegenzusteuern."
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Grüne: "großer Klimaheld"
Für die Grünen
spielt sich Gusenbauer bei der Klimakonferenz "als großer Held für den
Klimaschutz" auf. Angesichts der kläglichen Klimabilanz Österreichs sei
das nicht ernst zu nehmen, so die Grüne Vize-Chefin Eva Glawischnig. Statt
gemeinsam mit Arnold Schwarzenegger den "Action Hero" spielen zu
wollen, solle Gusenbauer dafür sorgen, dass die Bundesregierung ihre
Hausaufgaben erledigt, so Glawischnig. In dem Zusammenhang erinnerte sie
daran, dass nicht einmal die Minister mit gutem Beispiel vorgehen würden,
sondern mit CO2-schleudernden Audis unterwegs seien.
Umweltschützer schimpfen
Greenpeace erklärt Gusenbauer für
völlig unglaubwürdig, wenn Österreich "zu Hause um 31
Prozent oder 25 Millionen Tonnen CO2 über dem Kyoto-Ziel liegt".
Auch Global 2000 sieht Österreich "meilenweit" von der
Erreichung des Kyoto-Ziels entfernt: "Im EU-Ranking gehört Österreich
zu den absoluten Klimaschutz-Schlusslichtern."