Showdown in der SPÖ

Doskozil vs. Babler - erste rote Kampfabstimmung seit Kreisky

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Mit dem Duell zwischen Hans Peter Doskozil und Andreas Babler steuert die SPÖ auf ihre erste Kampfabstimmung auf einem Bundesparteitag seit 1967 zu.  

Damals setzte sich Bruno Kreisky nur knapp gegen Hans Czettel durch. Auch in den anderen Parteien haben Kampfabstimmungen auf Bundesebene Seltenheitswert. In den roten Landesparteien mussten sich zuletzt der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig und der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser einer solchen stellen.

Dass eine Parlamentspartei die Vorsitzfrage nicht schon vor dem Parteitag klärt, hat echten Seltenheitswert. In jüngster Vergangenheit gab es nur eine Kampfkandidatur auf Bundesebene, nämlich bei den NEOS. Und auch hier war die Abstimmung im Juni 2018 eher Formsache: 94,8 Prozent der Delegierten kürten Beate Meinl-Reisinger zur Nachfolgerin von Parteigründer Matthias Strolz. Ihr Gegenkandidat, der Ex-Polizeijurist und Immobilienunternehmer Kaspar Erath, erhielt gerade einmal 3,2 Prozent der Stimmen. Der Rest wählte ungültig.

Kampfabstimmungen selten

Bei den größeren Parlamentsparteien muss man schon weiter in die Vergangenheit gehen, um ein offenes Duell um den Parteivorsitz zu finden: So setzte sich bei den Grünen Christoph Chorherr 1996 mit 61,9 Prozent gegen Franz Klug durch. Bei der ÖVP schaffte Erhard Busek 1991 den Sprung an die Parteispitze mit 56,4 Prozent gegen Bernhard Görg. Und in der FPÖ setzte sich Jörg Haider 1986 in Innsbruck mit 57,7 Prozent gegen Vizekanzer Norbert Steger durch.

Noch stärker um Geschlossenheit bemüht ist traditionell die SPÖ. "Ich bin sehr für innerparteiliche Demokratie. Aber ich persönlich trete dafür ein, dass man im Vorfeld schon abklärt, welche Person die breiteste Unterstützung hat", erklärte etwa der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig 2018, als es um die Nachfolge des glücklosen Kurzzeit-Parteichefs Christian Kern ging. Dabei hatte sich Ludwig selbst erst wenige Monate zuvor ein Duell um die Wiener Parteispitze gegen Kerns Parlamentsklubchef Andreas Schieder geliefert. Und auch Kärntens Landesparteichef Peter Kaiser musste sich bei seiner ersten Wahl 2010 gegen gleich zwei Kontrahenten durchsetzen.

Auf Bundesebene schaffte die SPÖ die Klärung der Führungsfrage bisher aber stets vor dem Parteitag. Einzige Ausnahme blieb das Jahr 1967. Damals war die SPÖ nach einer schweren Wahlniederlage in Opposition. Die ÖVP regierte mit absolute Mehrheit. Und SP-Chef Bruno Pittermann musste gehen. Einigung auf einen Nachfolger gab es aber keine: während die Wiener Landespartei und der Gewerkschaftsflügel Ex-Innenminister Hans Czettel unterstützten, wünschten sich mehrere Landesparteien den früheren Außenminister Bruno Kreisky. Der setzte sich im neu gewählten Parteivorstand zwar knapp gegen Czettel durch, womit es formal nur einen Kandidaten gab. Die Delegierten reagierten aber mit massiven Streichungen und Kreisky schaffte nur 69,8 Prozent - das bis heute schwächste Ergebnis der SPÖ-Parteigeschichte.

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