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Das geheime Protokoll: So wüst lief Streit um Stichwahl

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22 für Stichwahl unter Mitgliedern. 25 dagegen. Jetzt kommt Kampfparteitag. 

Wien. Sollte Andreas Babler – der bei der SPÖ-Mitgliederbefragung Nummer zwei mit nur 2.000 Stimmen hinter Hans Peter Doskozil wurde – mit seinem Begehren nach einer Stichwahl unter den SPÖ-Mitgliedern durchkommen, würde er sich zurückziehen, drohte Hans Peter Doskozil gestern im SPÖ-Präsidium offenbar gleich zwei Mal. Die Abstimmung im Vorstand ging haarscharf aus: 25 stimmten gegen eine Stichwahl unter Mitgliedern. 22 dafür.

Die Stimmung im SPÖ-Präsidium und im anschließenden Vorstand zeigte einmal mehr – auch nachdem Pamela Rendi-Wagner ihren Rückzug angekündigt hat – die zerrissene Stimmung mit drei fast gleich starken Blöcken in der SPÖ. Und teilweise verdrehte Welten.

Doskozil, Lercher, NÖ & OÖ gegen Stichwahl

Drohungen: Neben Babler argumentierten auch SJ-Chef Paul Stich, Frauen-Chefin Holzleitner und die Wiener SP-Vorständler und Michael Ludwig sowie die Tiroler Vizechefin Selma Yildirim und die Vorarlberger SPÖ-Chefin Gabriele Sprickler-Falschlunger sowie Teile der Gewerkschaft dafür, eine Stichwahl unter den Mitgliedern durchzuführen. Ihr Argument: Doskozil sei zwar Erster, aber eben nur mit 33 Prozent. Zudem hätten 72 Prozent der SP-Mitglieder abgestimmt. Diese würde man frustrieren, wenn jetzt „nur“ der Parteitag abstimmen dürfe.

An sich war das das Argument, das ursprünglich Doskozil und die Seinen gegen die Bundes-SPÖ und die SPÖ Wien vorgebracht hatten.
Gestern stellten sich neben Doskozil auch seine Verbündeten – im Präsidium die Niederösterreicher Franz Schnabl und Sven Hergovich sowie Oberösterreichs Michael Lindner dagegen, die Mitglieder zu befragen.

Nach Rücktrittsdrohung knickt Kaiser ein

Parteitag: Doskozil drohte in der Sitzung: „Wenn ihr glaubt, dass ich die Partei nicht einen kann und die SPÖ rinnt nach links aus, dann nehmt doch den Babler.“ Nach einer Sitzungsunterbrechung zeigte die Drohung offenbar bei Kärntens Peter Kaiser Wirkung. Auch er sprach sich gegen eine Befragung der Mitglieder aus. Im Vorstand – nur dieses kann abstimmen – sollte der Streit weitergehen.

Doskozil will Babler nun Angebote machen

Deals: Vor dem Vorstand sollte der burgenländische SPÖ-Chef – der auch einen Kampfparteitag gegen Andreas Babler verhindern will – spät, aber doch ein Vieraugengespräch mit dem neuen Darling der SP-Mitglieder führen. Nach seinem knappen Sieg hatte Doskozil seinen Rivalen nicht angerufen. Dem Vernehmen nach soll es gestern um Job-Angebote gegangen sein. Eine Kandidatur am Parteitag müsse er auf jeden Fall anstreben – falls die Mitgliederbefragung durch die Doskozil-Allianz in den Bundesländern verhindert werde –, soll Babler gekontert haben.

Wien, Gewerkschaft & Frauen für Stichwahl

Parteitag: Im Vorstand waren neben der SJ auch Wien, Gewerkschafter, Frauen, Vorarlberg und Einzelne aus anderen Bundesländern für eine Stichwahl. Am Ende musste Doskozil aber einlenken und zumindest eine Stichwahl gegen ­Babler am Parteitag am 3. Juni in Linz zulassen – so wie es ÖSTERREICH übrigens bereits angekündigt hatte. I. Daniel 

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