Bund und Länder haben Montagnachmittag über die aktuelle Corona-Situation beraten und unter anderem ein Ende der Quarantäne für Infizierte diskutiert.
Wien. Wie oe24 erfuhr, kam es im Zuge des Quarantäne-Gipfels zu heftigen Diskussionen zwischen den SPÖ-Landeschefs - die sich gegen ein Quarantäne-Aus aussprechen - und der Regierung, beziehungsweise der ÖVP-Länderchefs. Ersten Informationen zufolge dürfte Rauch die Entscheidung, ab 1. August die Quarantäne-Regelung fallen zu lassen, durchgepeitscht haben – die Roten Landeshauptleute tobten.
Ludwig: "Auf eine Welle im Herbst vorbereiten"
Ludwig gab am Montag nach dem Gipfel ein erstes Statement ab und stellte die Ergebnisse vor. Er beginnt mit dem Thema Corona-Medikamente und zieht Bilanz: "Wir haben 17.000 Personen mit Medikamenten betreuen können", so der Wiener Bürgermeister. Das sei eine "spürbare Besserung der Lage".
Die Regierung habe weiters einen "Varianten-Management-Plan" vorgelegt und dabei vorgestellt, wie man das Management organisiert, wenn neue Varianten auftauchen. "Man sollte sich auf eine Welle im Herbst entsprechend vorbereiten können", so Ludwig.
Ludwig: Quarantäne-Aus "Schritt in die falsche Richtung"
Ludwig nimmt Stellung zum Regierungs-Vorschlag der "Absonderung neu" (Quarantäne-Aus). "Die Quarantäne, wie wir sie bis jetzt kennen", würde damit abgeschafft, so Ludwig. Den Vorstoß zum Quarantäne-Aus sei der "Schritt in die falsche Richtung", so der Wiener Bürgermeister.
"Ich habe in der Sitzung darauf verwiesen, dass ich diese Entwicklung, wenn das tatsächlich in einer Verordnung von der Regierung auf den Weg gebracht wird, für einen falschen Schritt halte", berichtet Ludwig. Die jetzige Corona-Situation sei sehr risikobehaftet, so der Wiener Bürgermeister.
Ludwig: Wien werde Verordnung zur Kenntnis nehmen
"Wenn es eine neue Verordnung gibt, so wie der Entwurf das derzeit ausweist, und das jetzt noch, heute und morgen noch besprochen wird, dann wird es eine bundeseinheitliche Regelung geben und keine Möglichkeit, dass wir das anders regeln in Wien", sagt Ludwig. Bei der nun bevorstehenden Abschaffung der Quarantäne werde man auch in Wien die bundesweite Verordnung zur Kenntnis nehmen. Bei 300.000 Pendlern jeden Tag sei es schwer unterschiedliche Regelungen umzusetzen und durchzuhalten, sagte der Bürgermeister.
Ludwig kritisierte einmal mehr, dass die SPÖ-regierten Länder zum wiederholten Mal von der schwarz-grünen Regierung im Vorfeld nicht eingebunden wurden und aus den Medien vom geplanten Ende der Quarantäne erfahren haben. Vor einigen Tagen war ein Verordnungsentwurf bekannt geworden, wonach für Coronainfizierte künftig nur noch Verkehrsbeschränkungen gelten sollen. Demnach könnte man sich bei einer Infektion mit Maske fast überall frei bewegen. Betretungsverbote gäbe es nur an bestimmten Orten (Spitäler, Pflege- und Behinderteneinrichtungen, Kindergärten, Volksschulen und Horte), allerdings nicht für dort Beschäftigte.
Ludwig: "Hohen Stand an Neuinfektionen"
Auch auf Twitter gab der Wiener Bürgermeister bereits ein Statement ab, in dem er auf die hohen Neuinfektions-Zahlen und einen Anstieg bei den Hospitalisierungen hinweist. "Den Vorstoß der Bundesregierung - "Quarantäne- Aus" - sehe ich als Schritt in die falsche Richtung", betont Ludwig erneut. "Als Stadt Wien sehen wir das anders. Wir orientieren uns da an den Empfehlungen der WHO (Beibehaltung der Quarantäne, Contact Tracing)", so Ludwig.
Die Kosten der Pandemie durch das "Quarantäne-Aus" würden sich in die Wirtschaft verlagern, merkt Wiens Bürgermeister an. "Auch das müssen wir nochmals näher und intensiver diskutieren", so Ludwig via Twitter.