Weil ihr Mann in die Politik geht, wackelt der Moderations-Job von Patricia Pawlicki.
Niemand wirft Patricia Pawlicki etwas vor – die 53-jährige Ehefrau von Ex-Kurier-Herausgeber Helmut Brandstätter moderiert seit 2007 anstandslos das Parlamentsmagazin Hohes Haus und gelegentlich einen runden Tisch nach der ZiB 2. Trotzdem wird sie vermutlich kein Hohes Haus mehr moderieren. Denn: Seit vergangener Woche ist Pawlickis Ehemann Kandidat der Neos. Helmut Brandstätter hat Platz 2 hinter Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Er wird damit ziemlich sicher einen Sitz im Nationalrat bekommen.
Unvereinbar
Und hier fängt das Problem an: Was ist, wenn Brandstätter Thema in Pawlickis Hohem Haus wird? Oder – um es auf die Spitze zu treiben: Was ist, wenn Brandstätter als Gast ins Studio kommt – interviewt ihn dann die eigene Ehefrau? ORF-Stiftungsratschef Norbert Steger hält das im ÖSTERREICH-Interview für unvereinbar: In Ordnung wäre es aber für ihn, wenn Pawlicki woanders im ORF journalistisch tätig wäre.
Im ORF gibt man sich offiziell bedeckt: „Patricia Pawlicki ist eine hervorragende und unabhängige Journalistin. Klar ist aber auch, dass jeglicher Anschein einer möglichen Parteilichkeit der ORF-Berichterstattung einen Vertrauensverlust beim Publikum zur Folge hätte und unbedingt zu vermeiden ist“, so die Stellungnahme.
Ersatzjob. Da das Hohe Haus wegen des Wahlkampfs erst nach der Wahl am 29. September ausgestrahlt wird, hat ORF-General Alexander Wrabetz also noch Zeit. Dem Vernehmen nach wird für Pawlicki aber schon ein Ersatzjob gesucht. „Eines ist klar, das Hohe Haus wird sie nicht mehr moderieren“, so ein ORF-Insider zu ÖSTERREICH.
Steger: "'Hohes Haus' wäre unvereinbar"
ÖSTERREICH: Kann ORF-Redakteurin Patricia Pawlicki weiter das ORF-Magazin „Hohes Haus“ moderieren, obwohl ihr Mann Helmut Brandstätter für die Neos ins Parlament geht?
Norbert Steger: Ich habe nichts gegen die Frau Pawlicki, im Gegenteil, ihr Vater war ein wunderbarer Dirigent. Aber ich halte es für unvereinbar, dass sie das „Hohe Haus“ weiter moderiert. In Ordnung wäre es aber, wenn sie weiter im ORF journalistisch tätig ist.
ÖSTERREICH: Warum halten Sie das „Hohe Haus“ für unvereinbar?
Steger: Es kann doch nicht sein, dass ein Familienmitglied auch nur Themen bearbeitet oder gar moderiert, die ein anderes Familienmitglied betreffen. Ich glaube aber, im ORF hat man das erkannt – und sucht bereits nach nach Ersatz für sie. (gü)