73 Prozent aller Frühpensionisten nützen das abschlagsfreie Modell.
In absoluten Zahlen gerechnet gab es Ende Dezember schon fast 84.000 Personen, die diese begünstigte Pensionsform in Anspruch nahmen, geht aus den jüngsten Daten des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger hervor. Das sind fast 10.000 mehr als vor einem Jahr, als nur knapp 69 % der vorzeitigen Pensionisten "Hackler" waren. 2008 lag der Jahresdurchschnitt für die Hacklerregelung noch bei nur 62.000 Pensionen bzw. bei knapp 58 % der Frühpensionen.
Viel ändern wird sich an diesem teuren Trend nichts, da diese begünstigte Pensionsform noch bis inklusive 2013 praktisch unverändert weiterläuft. Das heißt, man kann nach 40 bzw. 45 Versicherungsjahren mit 55 (Frauen) bzw. 60 (Männer) ohne Abschlag in die Frühpension. Einzige Verschlechterung: der Nachkauf von Schul-und Studienzeiten ist seit 1. Jänner deutlich teurer geworden. Echte Änderungen gibt es dann ab 2014, wo erstens das Antrittsalter in einem Schwung um zwei Jahre ansteigt und zweitens Abschläge eingeführt werden.
Frühpensionisten nehmen "Hacklerregelung"
Insgesamt wurden Ende des Vorjahres 115.092 vorzeitige Alterspensionen verzeichnet, von denen der Großteil (83.988 oder 73 %) eben auf die Hacklerregelung fiel. Nicht recht vom Fleck kommen weiter die mit Abschlägen versehene Korridorpension (Antrittsalter 62), für die man nur 37,5 Versicherungsjahre benötigt, mit 10.378 Beziehern und vor allem die Schwerarbeiterregelung mit 2.395 Pensionisten. Letztere leidet unverändert darunter, dass es leichter und auch günstiger ist, die Hacklerregelung zu benützen.
De facto gibt es sogar mehr Hacklerpensionisten, als sie der Hauptverband ausweist. Denn dessen Statistiken betreffen nur die gesetzliche Pensionsversicherung, also ASVG, Bauern und Gewerbetreibende. Hinzuzurechnen wäre also noch der öffentliche Dienst, bei dem die Hacklerregelung besonders populär ist. Zahlen des Rechnungshofs zufolge sind allein im Jahr 2009 1.500 von insgesamt 2.876 Ruhestandsversetzungen im Bundesdienst über die "Hacklerregelung" erfolgt. Die Zahlen für 2010 liegen noch nicht vor.
Mehr Pensionisten
Die Gesamtzahl der Pensionen lag zu Jahresende bei 2,219.923, davon 1,237.252 Alterspensionen, der Rest fällt unter anderem auf Witwen und Waisenpensionen. Auch hier gibt es einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Dezember 2009, als 2,189.159 Pensionen und 1,212.386 Alterspensionen verzeichnet wurden. Ebenfalls weiter im Boomen sind die Invaliditätspensionen mit 466.942, was einem Plus von gut 7.000 gegenüber dem Vergleichsmonat 2009 entspricht.
Mitterlehner fordert weitere Vereinheitlichung
Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) möchte nach der Verschärfungen bei den Pensionen (Hacklerregelung, verpflichtende Rehabilitation vor einer Invaliditätspension) weitere Änderungen in Angriff nehmen. Konkret will er die Vereinheitlichung der Pensionssysteme rascher als bisher vorgesehen vorantreiben. Eine Vereinheitlichung solle "in den nächsten 10, 15 Jahren" erfolgen.
"Bestehende Ungleichheiten" beseitigen
Es gehe für ihn darum, "dass immer noch bestehende Ungleichheiten" beseitigt werden, betont der Wirtschaftsminister. Das gelte sowohl im Hinblick auf die Beiträge als auch bezüglich der Pensionsleistungen. Hintergrund ist, dass von der schwarz-blauen Regierung zwar Maßnahmen zur Angleichung der Pensionssysteme von ASVG-Versicherten, Bauern, Gewerbetreibenden und Bundesbeamten ab 2005 eingeleitet wurden. Allerdings gibt es Übergangsfristen, die bis 2028 etwa noch eine günstigere Pensionsberechnung für Beamte bringen. Im Extremfall gilt das jetzige Recht noch bis 2050: Denn erst für jene, die ab 2005 neu in den Beruf eingestiegen sind, gilt das volle, vereinheitlichte System ("Pensionskonto"). Auch bei den Beiträgen gibt es Unterschiede, etwa bei den Bauern.