Viel wurde gemutmaßt, zahlreiche Gerüchte kursierten – jetzt belegen aber neue Recherchen: Der Täterkreis im Ibiza-Politkrimi hatte sehr gute Kontakte in das von der ÖVP geführte Innenministerium.
Der gebürtige Bosnier S. war einer der Ersten, die mit ihrer Zeugenaussage bestätigten, was längst vermutet worden ist: Der Mitarbeiter des mutmaßlichen Ibiza-Haupttäters, des abgetauchten Detektivs H., bedauerte nach einer Hausdurchsuchung, dass ihm das Innenministerium „noch immer 15.000 Euro“ für seine Dienste als Polizeispitzel in einem Drogenkrimi schuldig sei. Einer der Chefs von S. in der „K. GmbH“, der Detektiv H., hatte ebenfalls beste Kontakte zur Exekutive: So ist bestätigt, dass er für das Innenministerium beim „Projekt Mezzo“ Massen an illegal eingeschmuggelten Zigaretten sichergestellt hat.
Kokain & abgesägte Schrotflinte bei Kripo-Informanten entdeckt
Während des Drehs des Ibiza-Videos 2017 saß dieser Kontaktmann der Kripo direkt neben dem Lockvogel gegenüber von Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus.
Bei einem weiteren ehemaligen Vertrauten von Detektiv H. musste zur Hausdurchsuchung in Salzburg sogar die Cobra anrücken: Bei der Razzia im November fanden die Soko-Ermittler bei K. eine große Menge Kokain, eine abgesägte Schrotflinte, viel Munition und noch mehr Bargeld. Kripo-Insider meinen: K. ist wie der Bosnier S. ein V-Mann der Exekutive, der auch in die Ibiza-Causa verstrickt sei. K. kam in Untersuchungshaft.
Razzia
Auch bei weiteren Hausdurchsuchungen hätte sich der Verdacht erhärtet, dass noch weitere mutmaßliche Ibiza-Mittäter auch V-Leute der Exekutive sein könnten, berichtet Gert Schmidt, der Leiter der Investigativplattform eu-infothek.com: „Es ist gut möglich, dass auch die ehemalige Geliebte des Ibiza-Haupttäters als Polizeispitzel tätig war. Sie durfte nach der Razzia in ihrer Wohnung jedenfalls ohne Zeugenaussage bei der Soko Ibiza ungehindert in die USA ausreisen.“ Auch ein Unternehmer, dessen Firma in Wien ebenfalls im November von der Soko durchsucht worden ist, gilt als Kripo-Informant – er soll als Drogenlieferant für die Täter-Clique aktiv sein.
Aktiver Polizeibeamter mitten in Wiener "Ibiza-Clique"
Freunde. Und mit Straches Leibwächter war sogar ein im Dienst stehender Polizist in die Ibiza-Causa involviert. R. hatte beste Kontakte zum Wiener Anwalt M., der seine Beteiligung am „Ibiza-Projekt“ bereits gestanden hat.
Zufall. Der Verteidiger von Ibiza-Anwalt M. vertrat übrigens auch den früheren Kabinettschef zweier ÖVP-Innenminister in der „Causa BVT“, beim bekannten spektakulären Staatskrimi. Aber das ist sicher nur ein Zufall.
BVT-Chef dementiert "Beteiligung"
Bei seiner Aussage vor dem BVT-U-Ausschuss meinte Peter Gridling, der Direktor des Verfassungsschutzes: „Ich habe keine Hinweise auf eine Involvierung des BVT in die Erstellung des Ibiza-Videos.“ Allerdings fügte er dazu an: „Ausschließen kann ich gar nichts.“ Herbert Kickl (FPÖ) verdächtigt sehr wohl das BVT.
Richard Schmitt