VdB muss zittern, ÖVP-Debakel

Politik-Beben nach Umfrage-Sensation

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Überraschung: Bundespräsident Van der Bellen muss um seine Wiederwahl zittern. Und: Türkiser Absturz. Noch nie lag eine Regierung bei so schlechten Umfragewerten.

Bei der letzten Wiederwahl eines regierenden Bundespräsidenten war die Sache klar: Heinz Fischer erhielt 2010 bei seinem zweiten Antreten 79,3 % der Stimmen.

Diesmal dürfte die Präsidentenwahl deutlich spannender werden. Denn Van der Bellen muss um seine Wiederwahl zittern.

In der ersten repräsentativen Umfrage zur Hofburg-Wahl – durchgeführt von der Lazarsfeld-Gesellschaft für ÖSTERREICH – kommt VdB dramatisch unter Druck.

In den Rohdaten, in denen die unentschlossenen Wähler noch nicht hochgerechnet werden, schafft Van der Bellen nur blamable 38 % – ist also weit von der 50-%-Marke für einen Wahlsieg im 1. Durchgang entfernt.

In der derzeit noch schwierigen Hochrechnung, in der die Lazarsfeld-Gesellschaft versucht, die unentschlossenen Wähler aufgrund ihrer bisherigen Parteipräferenz den Kandidaten zuzurechnen, bringt es Van der Bellen dann gerade mal auf 54 %.

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Heißt: Wenn er im Wahlkampf nur noch 4 % seiner potenziellen Wähler ­verliert, muss er in eine Stichwahl.

Der Gegenkandidat der FPÖ, Walter Rosenkranz, überrascht dagegen schon in der ersten Umfrage kräftig und schafft in den Rohdaten beachtliche 17 %.

In der ersten Hochrechnung liegt Rosenkranz mit 24 % sensationell gut, sogar schon besser als seine Partei. Lazarsfeld-Chef Werner Beutelmeyer betont: „Rosenkranz hat sicher Potenzial nach oben! Mit einem guten Wahlkampf sind über 30 % möglich.“

Ob Rosenkranz den amtierenden Hofburg-Monarchen Van der Bellen in eine Stichwahl zwingen kann, hängt von zwei Faktoren ab:

Erstens davon, ob er tatsächlich ein Ergebnis über 30 % schafft – das scheint angesichts des Protestpotenzials bei den Wählern möglich …

Zweitens wird entscheidend sein, ob die zwei weiteren unabhängigen Kandidaten knapp an die 10-%-Marke kommen. Auch das scheint durchaus möglich.

Gerald Grosz, der Protest-Kandidat aus dem rechten Lager, und Marco Pogo, der Spaß-Kandidat aus dem eher linken Lager, haben beide in der ersten Umfrage ebenfalls sensationelle Werte:

Gerald Grosz kommt auf ­beachtliche 9 % obwohl er bisher nur aus oe24.TV bekannt ist.

Marco Pogo würde sogar 10 % schaffen – und kann im Wahlkampf mit Rockkonzerten sicher noch zulegen.

Damit schwinden die Chancen für Van der Bellen, es ohne Stichwahl schon im ersten Wahlgang wieder in die Hofburg zu schaffen, dramatisch. Ein Anzeichen für die immer stärker abnehmende Zustimmung zu VdB ist auch das aktuelle Vertrauensbarometer: Danach haben nur noch 45 % Vertrauen in den Präsidenten. Das ist der schlechteste Vertrauenswert, den ein Bundespräsident in Österreich je hatte. Vorgänger Heinz Fischer schaffte vor seiner Wiederwahl 84 %.

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Total-Absturz für die Regierung

Türkiser Absturz. Noch nie lag eine Regierung bei so schlechten Umfragewerten.

Mit aller Verzweiflung hat Karl Nehammer versucht, seine Position in den immer schlimmer werdenden Umfragen zu verbessern: Er kündigte einen Preisdeckel an, engagierte sich bei der Gasrettung, sagte seine Auftritte bei den Festspielen ab und stornierte seinen Griechenlandurlaub. Doch es hat alles nichts genützt.

In der neuesten ÖSTERREICH-Umfrage – durchgeführt von der Lazarsfeld-Gesellschaft mit dem höchsten Sample (2.000 Interviews in zwei Wellen), mit hoher Aktualität (von 18.–21. Juli) und höchster Verlässlichkeit – wird Nehammer geradezu brutal abgestraft.

In der Sonntagsfrage zur Parteipräferenz („Welche Partei würden Sie bei Neuwahlen wählen?“) stürzt die ÖVP dramatisch ab und fällt auf Platz 3 zurück.

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Die ÖVP erreicht mit einem Minus von 1 % zur Vorwoche und einem Minus von 3 % zum Vormonat jetzt nur mehr 20 % der Wähler und liegt damit nur mehr haarscharf über der 20-%-Marke, die traditionell in dieser Partei das Ende des Obmanns – zuletzt etwa bei Mitterlehner – bedeutet.

Die FPÖ zieht an der ÖVP vorbei, liegt jetzt mit 23 % klar auf Platz 2 und hat mit einem Plus von 1 % zur Vorwoche und von 6 % zum Vormonat einen klar positiven Trend.

Klare Nummer 1 ist die SPÖ, die mit 31 % die 30-%-Marke überspringt, wieder in nur einer Woche um 2 % zulegt und jetzt schon unglaub­liche elf Prozentpunkte Vorsprung auf die Kanzlerpartei ÖVP aufweist.

Noch dramatischer: Erstmals überholt Rendi-Wagner mit 17 % in der Kanzler­direktwahl Nehammer, der auf 16 % fällt – den mit Abstand schlechtesten Wert, den ein Kanzler je hatte (Kurz hatte teilweise über 50 % und niemals unter 35 % Wählerzustimmung bei der fiktiven Kanzlerwahl).

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Der Absturz des Kanzlers in den Umfragen hat mit der immer größer werdenden Wut der Österreicher auf die amtierende türkis-grüne Regierung zu tun. Nur noch 23 % bewerten die Arbeit und Zusammenarbeit der Bundesregierung aktuell mit „gut“, aber unglaubliche 51 % mit „schlecht“. Bedenkt man, dass 52 % diese Regierung gewählt haben, dann haben sich mehr als die Hälfte aller ÖVP/Grün-Wähler abgewandt.

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Noch dramatischer die ­Bewertung der Minister im Politbarometer. Bei der Be­urteilung von „positiv“ oder „negativ“ rutschen erstmals alle (!) Regierungsmitglieder ins Minus. Selbst die bisher positiv beurteilten Minister Kocher und Zadić sind nun im Minus.

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Vor allem die grünen Minister Rauch und Gewessler werden von den Österreichern regelrecht abgewatscht und verschlechtern sich in nur einem Monat um jeweils 5 %. Gewessler wird überhaupt nur mehr von 13 % der Österreicher positiv bewertet (nach ihrem Amtsantritt waren es 42 %), aber schon von 47 % negativ.

Völlig katastrophal aber die Werte für Bundeskanzler Nehammer: Nur noch 22 % der Österreicher werten seine Arbeit als „positiv“, aber schon 50 % „negativ“. Das ergibt den historisch schlechtesten Saldo eines Kanzlers von minus 28 % – und ein Minus von 11 % zum Vormonat.

Der Kanzler scheint rettungslos verloren – die Österreicher haben ihn zumindest per Umfrage abgewählt … 

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