Politik-Insider

1. Entscheidung über Polit-Comeback von Sebastian Kurz

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Wann Kurz wieder Chef werden könnte. Wer ihn verhindern will. Und welchen Zeitplan es wirklich gibt.

Drahtseilakt. Er selbst beteuert stets, dass er keinerlei Interesse an einem raschen politischen Comeback haben. Seine Weggefährten berichten hingegen, dass ihn die Politik auch fast 2 Jahre nach seinem Abschied aus dem Kanzleramt nicht loslasse. Und seine Kritiker und Gegner – egal, ob in anderen Parteien oder den eigenen schwarz-türkisen Reihen – beobachten ihn mit Argusaugen und versuchen zu erklären, warum das gefallene „Wunderkind“ schlicht „keine Chance auf ein baldiges Comeback“ habe.

Die Rede ist – Überraschung, Überraschung – freilich von Sebastian Kurz, der in den vergangenen Tagen wieder einmal geschickt die öffentliche und politische Bühne dominierte. „Kurz - Der Film“, in dem über 88 Minuten sein Aufstieg und Fall aus seiner Sicht erzählt wird, hat ihn schlagartig wieder in jenes Rampenlicht katapultiert, dass er Jahrelang gekonnt zu bespielen wusste.

War es der Startschuss für seine Rückkehr? „Ja“, glauben viele Türkise.

Erster Turbo im Oktober?

Aber: Bevor der einstige Ober-Türkise ernsthaft wieder die echte politische Bühne betreten könne – zumindest in dieser Frage sind sich die meisten Polit-Strategen einig – müsse er erst den Oktober gut überstehen. Da findet schließlich die Verhandlung gegen den früheren VP-Regierungschef wegen mutmaßlicher Falschaussage statt.

Gehe das mit einem Freispruch aus, sei die „erste Vorentscheidung für sein Comeback gefallen“, glaubt ein Vertrauter. Gehe es hingegen negativ für ihn aus, sei ihm der Weg zurück in die Politik wohl auf längere Zeit versperrt. „Österreich kann man nicht mit den USA und Donald Trump vergleichen“, sagt ein ÖVPler.

Landeshauptleute gegen ihn

Im Kreise der Landeshauptleute – egal, ob in Niederösterreich, Steiermark oder Tirol – halten sich die Begeisterungsstürme über die Wiederkehr ihres einstigen VP-Chefs schließlich in mehr als überschaubaren Grenzen. Im Gegenteil. Die Landeschefs wollen das Kapitel Kurz als abgeschlossen verstehen. Das weiß freilich auch der Haupt-Protagonist selbst.

Vielleicht liebäugeln dessen Unterstützer ja deswegen auch mit der Erzählung einer eigenen „Liste Kurz“. Würde er das tatsächlich machen – etwa gar schon bei der Nationalratswahl 2024 – würde er die ÖVP wohl zum Kollabieren bringen. Nur: Dann würde er wohl auch nur mit rund 10 bis 15 Prozent als Oppositionschef im Parlament sitzen und das – da sind sich alle Kenner des 36-Jährigen einig – wäre sicher nicht sein Ziel.

Der wirkliche Zeitplan von Kurz

Wirkliche Kurz-Vertraute gehen – wie berichtet – daher eher davon aus, dass dieser sich ohnehin „drei bis vier Jahre Zeit lassen wird mit einer Rückkehr“. Dahinter stecken zwei Kalküls: Erstens gehe diese Truppe davon aus, dass die nächste Regierung relativ bald platzen werde und die ÖVP-Sehnsucht nach ihm dann wieder massiv ansteigen werde.

Zweitens – und fast noch wichtiger – glauben zumindest Türkise, dass er in diesem Zeitraum auch von allen anderen Beschuldigungen freigesprochen werde. Dann, so auch die Stimmung in der ÖVP, werde sich das VP-interne Klima ihm gegenüber wieder schlagartig drehen. „Auch die Landeshauptleute würden ihn dann als rehabilitierten Gejagten zurückhaben wollen“.

Wer am Ende über seine Rückkehr entscheidet

Ob diese Planspiele aufgehen, entscheidet freilich letztlich die Justiz – nicht Landeshauptleute, nicht Kurz und auch nicht VP-Strategen. Außer Kurz selbst glaubt, dass er keine Freisprüche brauche – so wie sein Polit-Freund Benjamin Netanjahu es in Israel vorexerziert.

„Er hat es in seinem Kopf für sich selbst noch nicht entschieden“, meint jedenfalls ein Freund des Ex-Kanzlers.

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