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Martín Radjaby: Der Präsidentenmacher

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Van der Bellens Wahlkampfleiter über seine Strategien und den Wahl-Ausgang.

Einblicke. Es sei in diesem Wahlkampf schon „relativ viel gut gegangen und die 57 Prozent für Alexander Van der Bellen sind in etwa das, worauf ich gehofft hatte“, sagt Martín Radjaby. Der Wahlkampfleiter des wiedergewählten Bundespräsidenten gibt ÖSTERREICH Einblicke in die Wahlkampfmaschinerie, die das möglich gemacht hatte.

Störfeuer waren teils emotionsgeladene Debatten, ob er „wirklich wieder gewählt“ werde. Und natürlich, dass es „ein sehr passgenaues rechtes Angebot mit mehreren Kandidaten“ gegeben habe, die diese Diskussionen ausgelöst hatten.

Es war freilich Radjaby, der die Entscheidung getroffen hatte, seinen Kandidaten – Van der Bellen – in keine TV-Konfrontation mit seinen Konkurrenten zu schicken. „Es war richtig, den anderen nicht diese Bühne auf Präsidentenebene zu bieten. Es geht da auch um den Schutz der Institutionen und diese Verächtlichmachung, die etwa Trump zelebrierte und hier auch passiert wäre, nicht zuzulassen“, sagt Radjaby ÖSTERREICH. Er würde das künftigen Kandidaten in ähnlicher Situation genauso raten.

Man dürfe einen Präsidenten „nicht zum Kasperl machen“.

2,1 Millionen für Wahlkampf. Eine Herausforderung des Wahlkampfes sei das liebe Geld gewesen. Zu Beginn hatte Radjaby – er hatte ein Team von rund 12 Mitarbeitern, dazu gesellten sich Tausende Freiwillige – gar „nicht gewusst, wie viel Geld wir zur Verfügung haben werden“. 2,1 Millionen Euro und damit „deutlich weniger als die drei Millionen Euro, die die FPÖ für ­Rosenkranz ausgegeben hat“, seien es dann gewesen. Davon kamen 1,5 Millionen von den Grünen, der Rest kam „hauptsächlich über Kleinstspender rein“ – 600.000 Euro von 1.000 Spendern.

»Es war wichtig, erneut auf den Heimatbegriff zu setzen, das hat die Rechten austricksen lassen.«

Radjaby über Wahlkampf-Strategie
 

Offenbar sind Großspender seit den Debatten um Wahlkampfspenden rund um die ÖVP weit zurückhaltender geworden.

Die Grünen hätten einmal „Geld nachgeschossen“. Das Spendensammeln war im ersten Van-der-Bellen-Wahlkampf naturgemäß einfacher.

Aber, so Radjaby, die Wahl habe gezeigt, dass „zwei Drittel, ich zähle da auch die Wähler von Dominik Wlazny dazu, vernünftig gewählt haben“.

Und Radjaby lässt aufhorchen. Er meint, dass die Wähler ein „großes Bedürfnis nach Persönlichkeiten haben, die nicht so stark mit dem klassischen Politbetrieb assoziiert“ würden. Das hätte sowohl „Van der Bellen als auch Wlazny geholfen“. Dem 35-jährigen Musiker und Politiker gibt er durchaus Chancen, „dass noch was Gutes daraus werden“ könne. Aber: „Die Mühen der Ebene werden auch für ihn nicht leicht.“

»Zwei Drittel, ich zähle da die Wähler von Dominik Wlazny dazu, haben vernünftig gewählt.«

Radjaby über Wahl-Erfolg
 

Stolz sei er, dass sein 78-jähriger Kandidat „50 Prozent der Stimmen der unter 30-Jährigen“, die gewählt hatten, erhalten habe. Es sei „gut gewesen, dass Van der Bellen auf TikTok gegangen ist und als 78-Jähriger bereit war, die Sprache der TikTok-Generation zu lernen“. Die FPÖ habe hingegen den Fehler gemacht, auch dort ihre üblichen Botschaften zu präsentieren, statt zu lernen.

Heimat. Wichtig sei auch gewesen erneut auf den „Heimatbegriff zu setzen“ und die österreichische Fahne in Sujets verwendet zu haben. Das habe die „Rechten austricksen lassen“, erzählt Radjaby mit offensichtlicher Freude, diese doch klar besiegt zu haben.

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