Bildungsministerium will Pläne bereits in Kürze präsentieren.
Im Zuge der Debatte über den Konflikt an einer Wiener HTL, bei dem ein Lehrer einen Schüler angespuckt haben soll und dann von diesem gegen die Tafel gestoßen wurde, hat das Bildungsministerium die Einführung sogenannter Time-out-Klassen angekündigt. Schulversuche, bei denen verhaltensauffällige oder gewalttätige Schüler auf Zeit aus der Regelklasse genommen werden, gibt es schon.
Vorbild Schweiz
Im Bildungsministerium brütet man laut Medienberichten schon länger über einem Konzept für Time-out-Klassen, wie es sie etwa in der Schweiz gibt. Derzeit würden die Details geklärt, in Kürze soll es präsentiert werden. Zielgruppe der Maßnahme sind Kinder und Jugendliche ab der Neuen Mittelschule oder AHS-Unterstufe, so Generalsekretär Martin Netzer am Mittwoch im Ö1-"Morgenjournal". Er erwartet außerdem, dass es in Ballungsräumen mehr Bedarf geben wird. In der Time-out-Klasse sollen speziell ausgebildete Lehrer neben den regulären Fächern auch etwa das Verhalten in Gruppen und gewaltfreie Konfliktlösung unterrichten. Ziel sei, dass die Schüler so schnell wie möglich in die Regelklasse zurückkehren.
Teilweise wird in Österreich schon jetzt auf das Modell der Time-out-Klassen gesetzt. In Kärnten etwa laufen seit dem Schuljahr 2007/08 an einzelnen Standorten Schulprojekte zu Time-out-Gruppen. Dort werden an Volksschulen und NMS fünf bis sieben Schüler zwischen sechs Wochen und einem Schuljahr in eigenen "Fördergruppen" unterrichtet. Diese haben schwere sozio-emotionale Störungen und Defizite, aber keinen sonderpädagogischen Förderbedarf, also keine körperliche oder psychische Einschränkung. Betreut werden sie neben Lehrern, für die spezielle Fortbildungen angeboten werden, auch von Sonder- oder Sozialpädagogen. In die Bildungsplanung sind auch Psychologen sowie Kinder- und Jugendpsychiater eingebunden.
Experten skeptisch
Von der Lehrergewerkschaft kommt grundsätzliche Zustimmung zu der geplanten Maßnahme, immerhin findet sie sich schon seit Ende der 1990er regelmäßig in deren Forderungskatalogen. Experten zeigen sich indes skeptisch: Gewalt oder Mobbing in der Klasse könne man nur nachhaltig verhindern, wenn man bei der ganzen Klasse bzw. Schule ansetze, betont Bildungspsychologin Christiane Spiel im Ö1-Interview. Soziologe Kenan Güngör warnt im "Standard" wiederum, dass Time-out-Klassen dazu verleiten würden, Problemschüler in separate Klassen abzuschieben und längerfristige Lösungen gar nicht erst zu suchen.
Abgelehnt werden Timeout-Klassen auch von den NEOS: "Das funktioniert nicht, nur weil man Problemfälle in eigene Klassen setzt." Probleme würden dadurch nur verschoben. Einen ganz anderen Ansatz verfolgt die FPÖ: Sie verlangt Erziehungscamps für "gewalttätige Problemschüler". Dabei gehe es "in erster Linie um den Schutz und die Sicherheit aller anständigen und braven Schüler, die in ihrem Lernfortschritt nicht beeinträchtigt werden sollen", so der niederösterreichische Landesparteichef Udo Landbauer in einer Aussendung. Eltern von gewalttätigen Schülern wiederum sollen finanziell zur Kasse gebeten werden - mit mindestens 660 Euro.