Wifo-Studie

Rückenweh wird zur Volkskrankheit

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In Österreich ist man wieder häufiger krank: Im Durchschnitt 12 Tage pro Jahr. Arbeitslose melden sich noch häufiger krank: 40 Tage.

Im Durchschnitt war im Jahr 2007 jeder unselbstständig Beschäftigte in Österreich 12 Tage im Krankenstand. Das zeigt der neueste "Fehlzeiten-Report" des Wirtschaftsforschungsinstituts.

Lesen Sie hier die gesamte Studie!

Häufigste Ursachen sind Probleme der Wirbelsäule, Grippe sowie Erkrankungen der Wirbelsäule.

Die kurzen Krankenstände unter vier Tagen nehmen zu.

Eine Zahl sticht besonders hervor: Die Zunahme der Krankschreibungen von Arbeitslosen. Die Zahl ist in 15 Jahren von 19 auf 40 Tage gestiegen.

  • Die Krankenstandsquoten nach Branchen:
    Sachgütererzeugung: Erzeugung von Möbel, Schmuck, Sport- und Spielwaren (höchste Quoten, rund ein Drittel höher als der Durchschnitt), gefolgt von Bauwesen und Erzeugung von Stein- und Glaswaren
  • Verarbeitung von Holz und Papier sowie Druck- und Verlagswesens haben die niedrigsten Krankenstandsquoten im Sachgüterbereich
  • Dienstleistungsbereich: hohe Krankenstandsquoten bei öffentlicher Verwaltung und des Verkehrs sowie der Nachrichtenübermittlung
  • Im Unterrichtswesen sowie im Kredit- und Versicherungswesen: geringste Anzahl von Fehlzeiten, die Krankenstandsquote dieser Branchen liegt ein Drittel unter dem Durchschnitt

Branchen

Quote

Möbel, Schmuck, Musik, Sportwaren, Recycling

4,5

Bauwesen

4,2

Textilien, Bekleidung, Leder

4,2

Stein- und Glaswaren

4,1

Verkehr und Nachrichtenwesen

4,0

Verwaltung, Landesverteidigung, Soziales

4,0

Metallverarbeitung, Maschinenbau

3,9

Chemie, Gummi- Kunststoffwaren

3,8

Nahrungsmittel, Getränke, Tabak

3,7

Bergbau, Steine, Erden

3,7

Holz, Papier, Verlag, Druck, Vervielfältigung

3,6

Energie- und Wassererzeugung

3,5

Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen

3,4

Unternehmensnahe Dienstleistungen

3,3

Handel, Reparatur

3,1

Beherbergungs- und Gaststättenwesen

3,1

Sonstige öffentliche/priv. Dienste, exterritoriale Org.

3,1

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei/Fischzucht

3,0

Private Haushalte

2,7

Kredit- und Versicherungswesen

2,4

Unterrichtswesen

2,2

Nach dem historischen Tiefstand der Krankenstandsquote von 2006 mit 3,2 Prozent gab es somit 2007 ein leichtes Plus auf 3,3 Prozent. In den kommenden Jahren dürften die Fehlzeiten weiter zunehmen, sagte Thomas Leoni vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) bei der Präsentation der "Fehlzeitenstudie 2008". Als Gründe nannte er die demografische Entwicklung und den Trend, länger im Beruf zu bleiben. Durch die Schaffung "altersgerechter Beschäftigungsmöglichkeiten" könne man allerdings gegensteuern, so Leoni.

Langzeitkrankenstand
"Ein sehr großer Hebel, um die Fehlzeiten zu reduzieren" wäre laut Leoni auch die Reduktion von Langzeitkrankenständen, von denen vornehmlich ältere Arbeitnehmer betroffen sind. Fehlzeiten von mehr als einem Monat machen zwar nur sechs Prozent der Fälle, aber 40 Prozent aller Krankenstandstage aus. Und sie haben deutlich negative Auswirkungen auf die Erwerbskarriere: Nach einem zwei- bis vierwöchigen Krankenstand steigt das Risiko im Jahr danach den Job zu verlieren um 25 Prozent, nach drei Monaten um 60 Prozent. Besonders hoch ist das Risiko nach Krankheiten des Bewegungsapparates und psychischen Erkrankungen.

Psychische Erkrankungen nehmen zu
Generell sind die Hauptursachen für Krankenstände laut Studie Muskel-Skelett-Erkrankungen, zunehmend wichtiger werden auch - obwohl offiziell nur Grund von fünf Prozent der Krankenstände - psychische Erkrankungen. Letztere liegen bei den Ursachen für den Wechsel in die Invalidenpension an zweiter Stelle. Leoni verwies darauf, dass "alle Studien zeigen, dass die psychosoziale Belastung steigt". Dafür verantwortlich seien Rahmenbedingungen wie Prekarisierung, Arbeitszufriedenheit und Motivation. "Das gibt den Akteuren eine Möglichkeit zu Verbesserungen", sagte Leoni.

Er wies auch darauf hin, dass "betriebliche Gesundheitsförderung bei einer systematischen Durchführung rein ökonomisch sehr lohnend" sei. Der Faktor werde in verschiedenen Studien zwischen 1:4 und 1:10 angegeben, das bedeutet, dass sich die Volkswirtschaft für einen zur Gesundheitsförderung ausgegebenen Euro vier bis zehn Euro ersparen könnte. Noch sei dafür in Österreich nicht genügend Bewusstsein geschaffen. Leoni: "Trotz einer steigenden Verbreitung sind wir weit von einer flächendeckenden Präsenz entfernt."

Anstieg von 11,5 auf 12 Tage
Die Fehlzeitenstudie wurde 2007 erstmals im Auftrag von Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und AUVA erstellt. Neben langfristiger Entwicklung, Struktur und Ursache der Krankenstände wurden in diesem Jahr zusätzlich die Auswirkungen von Langzeitkrankenständen erhoben. Die Studie bestätigt auch die Daten des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, wonach die Krankenstandsdauer im Vorjahr erstmals seit Jahren wieder gestiegen ist. Nach dem Tiefstwert mit durchschnittlich 11,5 Krankenstandstagen pro Beschäftigtem aus dem Jahr 2006 war 2007 ein Anstieg auf 12,0 Tage verzeichnet worden.

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