Die Akten wurden von den Nazis beschlagnahmt und nach Kriegsende von den Russen nach Moskau gebracht.
Ein Sattelschlepper voller Akten ist Mitte Juni von Moskau nach Wien gereist: Russland gab Österreich historische Archive zurück, die russische Truppen im Zweiten Weltkrieg erbeutet hatten. Am Dienstag wird der russische Außenminister Sergej Lawrow seinem österreichischen Gegenüber Michael Spindelegger (V) symbolisch für die mehrere Tonnen schwere Ladung zwei Stücke übergeben. Doch die rund 11.000 Faszikel, so der Fachterminus für Archivmappen, sind noch längst nicht alles: Weitere Akten lagern noch in Moskau und harren ihrer Restitution.
"Sonderarchiv"
Die Nazis hatten das Aktenmaterial im
Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt, nach Berlin und dann nach Schlesien
geschickt, wo es schließlich die russischen Truppen an sich brachten. Lange
Zeit war gar nicht klar, ob die Unterlagen noch existierten, berichtet
Stephan Vavrik, zuständiger Abteilungsleiter im Außenministerium. Erst in
den 90er Jahren konnten österreichische Historiker Zugang zum Moskauer
"Sonderarchiv" erlangen und das Material sichten. Gerhard Jagschitz und
Stefan Karner gaben in der Folge 2006 das Buch "Beuteakten aus Österreich"
heraus.
Restitution
Seit 2007 verhandelten Österreich und Russland über
eine Restitution, im Vorjahr bereits waren die Kisten "verpackt und fertig",
so Vavrik, allerdings habe sich die Abholung verzögert. Am 10. Juni aber war
es soweit, in der Botschaft in Moskau fand die Übergabe statt und der
Sattelschlepper machte sich auf den Weg nach Wien, wo das Österreichische
Staatsarchiv die Akten nun sichten wird. Für Herbst ist laut
Außenministerium auch eine Ausstellung geplant.
Offene Blöcke
Allerdings sind laut Vavrik noch "drei große
Blöcke" offen: umfangreiches Material der Israelitischen Kultusgemeinde
etwa. Die IKG habe dieses gemeinsam mit Experten gesichtet, der
Abschlussbericht liege bereits vor. Allerdings ist die "Rückführung noch zu
verhandeln", so Vavrik, gemeinsam mit Freimaurer-Akten und jenen der
Paneuropa-Union. "Politisch ist das sicher kein Problem", ist man sich im
Außenministerium sicher, nur technische Fragen müssten noch geklärt werden.
Bis Ende 2010 sollte das über die Bühne gehen, schätzt Vavrik.