Abrechnung bei Prozess

Salzburg-Zockerin belastet alle

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Vor dem Arbeitsgericht zeichnete entlassene Beamtin ein Sittenbild des Landes.

„Ich wurde vom Ressortchef und Abteilungsleiter gemobbt. Man hat mir ein Burn-out angedichtet.“ Der Auftritt von Monika Rathgeber beim Prozessauftakt vor dem ­Arbeitsgericht wurde zum ­erwarteten Rundumschlag der entlassenen Spitzenbeamtin.

Wie berichtet, will jene Frau, die Salzburg laut Prüfbericht im Alleingang in die größte Krise der Zweiten Republik gestürzt haben soll, unabhängig vom anhängigen Strafverfahren ihren alten Job zurück und klagte gegen ihre Entlassung.

Rathgeber wirkte vor Gericht glaubwürdig und sagte teils unter Tränen aus. Trotzdem hat sie nach dem ersten Prozesstag schlechte Karten: Sie gab zu, zweimal gegen Weisungen des Finanzbeirats Derivatgeschäfte verlängert zu haben. Sie räumte ein, in sieben bis acht Fällen die notwendige zweite Unterschrift ihres Mitarbeiters in die Bestätigung von Geschäften hinein­kopiert zu haben. Und sie gab zu, 2011 vor ­einer Rechnungshofprüfung Protokolle um kritische Punkte „gekürzt“ zu haben.

Ihre Ex-Chefs, Ex-Landesvize David Brenner (SPÖ) und der suspendierte Finanz-Hofrat Eduard Paulus, lobten Rathgebers Kompetenz, machten aber klar, dass sie ab Mai 2012 völlig außer Kon­trolle geraten sei.

"Ich wurde vom Ressort-Chef gemobbt"

Die entlassene Beamtin gab zu, zwei Geschäfte abgeschlossen zu haben, die genau das Gegenteil einer Weisung des Finanzbeirats zum Inhalt hatten, und sagte dazu unter Tränen: „Ich habe für jeden Cent gekämpft. Dann müsste ich Geschäfte abschließen, die das Land mit 16 bis 18 Millionen Euro an höheren Zinskosten pro Jahr belasten würden.“

  • Mobbing
    Nach ihrer Weigerung, die Geschäfte laut Weisung abzuschließen, wurde Rathgeber die Vollmacht für Spekulationen entzogen: „Ich wurde vom Ressortchef (Landesvize David Brenner, Anm.) und Abteilungsleiter (Eduard Paulus, Anm.) 
gemobbt. Paulus hat das Gerücht in die Welt gesetzt, ich hätte ein Burn-out.“
  • „Geständnis“
    Am 26. November warnte Rathgeber vor drohenden Verlusten in Höhe von 340 Millionen Euro, was ihr später als „Geständnis“ ausgelegt wurde, das Geld verspekuliert zu haben. „Durch die übereilte Auflösung von Derivaten war schon ein Schaden von 100 Millionen Euro entstanden. Durch Fixzinsverlängerungen drohten weitere 240 Millionen Euro. Darauf habe ich hingewiesen. Ich hätte nie gedacht, dass eine Woche später der Skandal ausgerufen wird.“
  • Protokoll-Fälschung
    Im November 2011 gab es eine Rechnungshofkon­trolle. Sie habe Paulus vorgeschlagen, die Inhalte der kritischen Diskussionen aus den Protokollen zu kürzen. „Paulus hat gesagt: ‚Na, wenn du dich das traust …‘ Ich habe das als Zustimmung aufgefasst.“

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