Landeshauptfrau Burgstaller will eine Minister-Weisungen zur Strafen-Vermeidung. Minister Buchinger lehnt diese ab. 2009 wird das Pflegegeld erhöht.
Die Diskussion um eine allfällige weitere Verlängerung der Pflege-Amnestieregelung wollte auch am Donnerstag nicht verstummen - auch innerhalb der SPÖ ist man sich über das Vorgehen nicht ganz einig. Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller forderte bei der SPÖ-Präsidiumsklausur in Hirschwang an der Rax Sozialminister Erwin Buchinger (S) und Finanzminister Wilhelm Molterer (V) dazu auf, per Weisung sicher zu stellen, dass auf Strafen vorerst verzichtet wird. Buchinger lehnte dies umgehend als "rechtswidrig" ab. Bundeskanzler SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer schloss eine Verlängerung der Amnestie aus, es gelte das Gesetz.
Burgstaller fordert vorläufige Strafbefreiung
Nach
Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (S) forderte mit Burgstaller ein
weiterer roter Landeschef den vorläufigen Verzicht auf Konsequenzen gegen
illegale Pflegekräfte und ihre Auftraggeber. Im Gegensatz zu Niessl will die
Salzburgerin dies aber per Weisung der zuständigen Minister erreichen, was
Buchinger jedoch ablehnt. Mit der Haltung Niessls zeigte sich der
Sozialminister hingegen d'accord: Auch er wolle von der Möglichkeit der
"sozialen Rechtsanwendung" Gebrauch machen, so Buchinger. Konkret soll bei
allfälligen Anzeigen nicht sofort gestraft werden, sondern die auch im
Gesetz vorgesehene Möglichkeit der Ermahnungen zur Anwendung kommen.
Kanzler empfiehlt gar nichts!
Um Diplomatie bemüht war SP-Chef
Gusenbauer, der den Vorschlag Burgstallers nicht kommentieren wollte: "Ich
empfehle diesbezüglich gar nichts." Zuständig seien die Fachminister.
Grundsätzlich aber schloss er eine Verlängerung der Pflege-Amnestie aus: "So
wie bei jedem Gesetz gilt dieses Gesetz". Fürchten müsse sich aber niemand:
Zwar liege es im Ermessen der Behörden, ob gestraft wird, es werde aber
"nicht gleich ab dem ersten Tag eine Aktion scharf" geben, versicherte er.
Vorwurf an ÖVP: "Verschleierungstaktik"
Munter
weiter ging indes auch das koalitionsinterne Hick-Hack. Gusenbauer warf der
ÖVP vor, mit der Debatte um die Amnestie-Verlängerung eine bewusste
"Verschleierungstaktik" zu betreiben. Es solle offenbar davon abgelenkt
werden, dass der Bund nun 40 Mio. Euro für eine zusätzliche Sozialleistung -
die Förderung der Betreuung daheim - in die Hand genommen habe. Allfällige
Verunsicherungen der Betroffenen seien von "einzelnen Politikern" ausgelöst
worden, sagte Gusenbauer mit Blick auf die vom Koalitionspartner ÖVP
betriebene Amnestie-Debatte.
Letzterer forderte den Koalitionspartner auf, noch einmal "in sich zu gehen" und über eine Verlängerung der Amnestie nachzudenken. Dies würde den Betroffenen Rechtssicherheit geben und Zeit, sich zu informieren, sagte der schwarze Sozialsprecher Werner Amon. Buchingers Fördermodell bezeichnete er als "nicht tragfähig".
Buchinger lobt eigenes Modell
Der Sozialminister hingegen lobte
auf seiner Bilanzpressekonferenz sein Modell und zeigte sich trotz der
äußerst geringen Zahl an Anmeldungen bisher illegaler Betreuer vom Erfolg
überzeugt. Dass bisher lediglich 342 selbstständige Kräfte und eine
verschwindend kleine Zahl von Angestellten gemeldet wurden, sei zu erwarten
gewesen. Der "Run" werde in den kommenden Wochen einsetzen. Für Jänner 2009
kündigte der Minister eine Erhöhung des Pflegegeldes an. Eine Maßnahme, die
laut aktuellen Berechnungen des Hilfswerks mehr als überfällig ist - seit
Einführung der Sozialleistung mussten die Bezieher einen realen Wertverlust
zwischen 13,5 und 34 Prozent hinnehmen.
Wenig erwartet sich die Opposition von der angekündigten Pflegegeld-Erhöhung. Für die Grünen bedeutet eine "kleine Wertanpassung" keine wirkliche Erhöhung, das BZÖ forderte eine sofortige Anpassung um zehn Prozent. Und für die FPÖ geht das "Pflegechaos" auch 2008 weiter.