Oberösterreich

Spitalsreform sorgt für Unmut

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Bereits vor dem Start der Verhandlungen regt sich Widerstand.

Die geplante oberösterreichische Spitalsreform II sorgt bereits vor dem Start der politischen Verhandlungen für Unmut bei den Krankenhäusern. Prinzipiell bekennen sich zwar alle zu den Sparzielen, im Detail spießt es sich aber. Die Häuser befürchten etwa Versorgungsprobleme für Herzpatienten, längere Wartezeiten im niedergelassenen Bereich und Qualitätseinbußen. In Braunau rechnet man sogar damit, 50 Mitarbeiter abbauen zu müssen. Der Leiter der zuständigen Expertenkommission, Wolfgang Bayer, schloss erneut Kündigungen aus, Versetzungen könne es aber geben. Man habe alle Krankenhäuser in die Vorbereitungen des Reformpaketes eingebunden, betonte er in einer Pressekonferenz.

Bis 2020 sollen 362 Millionen Euro eingespart werden
Am Freitag hatte die eingesetzte Kommission ihre Vorschläge präsentiert. Das Kostendämpfungspotenzial bis 2020 wird mit 362 Mio. Euro beziffert, ohne entsprechende Maßnahmen würden die Ausgaben für den Krankenhausbereich in diesem Zeitraum um 1 Mrd. auf 2,6 Mrd. Euro steigen, so die Prognose. Das Papier sieht eine Reduzierung der Akutbetten um knapp 760 bzw. rund neun Prozent, die Schließung von insgesamt sieben Abteilungen, aber kein Zusperren von Spitälern oder Kündigungen vor. Letzterem widersprach am Montag das Krankenhaus St. Josef in Braunau: Wenn man die vorgeschlagenen Leistungsreduzierungen umsetze, müsse man 50 Mitarbeiter abbauen.

Kritik auch vom Linzer AKH
Das Linzer AKH befürchtet, von einem Voll- zu einem Rumpfversorger heruntergeschraubt zu werden. Es kritisiert, dass der Reformansatz der Spezialisierung nicht mehr zeitgemäß sei. Das Spital will weder den gänzlichen Bettenabbau in der Augenheilkunde und der Dermatologie noch die Schließung der Pathologie oder die Reduzierung der Unfall-Betten hinnehmen.  Die zuständige Linzer Vizebürgermeisterin Christiana Dolezal (SPÖ) hatte die Expertise als "sehr einseitig" kritisiert und gefordert, das Papier mit den Verantwortlichen in den Krankenhäusern und den jeweiligen Abteilungen noch einmal zu überarbeiten. Kommissionsleiter Bayer erklärte, dass die Expertenkommission ihren Bericht abgeschlossen habe. Etwaige Änderungen könne es nur mehr im politischen Lenkungsausschuss geben.

Linzer Ordensspitäler wehren sich
In den Linzer Ordensspitälern der Barmherzigen Brüder und Schwestern ist man einerseits über die geplante Streichung der Koronar-Angiographie verstimmt, schließlich behandle man jeden fünften akuten Herzinfarkt im Land. Wenig begeistert ist man auch über den drohenden Verlust der Kinderurologie, die österreichweit einzigartig sei.

Wenig Begeisterung im Innviertel
Die Innviertler Spitäler Ried und Braunau bangen um ihren Schwerpunktstatus und warnen vor Qualitätseinbußen sowie noch längeren Wartezeiten im niedergelassenen Bereich. Auch hier sorgt man sich um die Herzpatienten, denen durch den Wegfall der Koronar-Angiographie Braunau-Simbach in Bayern eine schlechtere Versorgung drohe.

Vorsichtig positive Reaktionen aus Politk und Wirtschaft
Die Reaktionen aus der Politik waren bisher vorsichtig positiv. Die SPÖ vermisst noch Vorschläge zu Fragen der Verwaltungsverbesserung. Die Grünen wollen in einigen Bereichen noch Korrekturen, sehen aber im Großen und Ganzen "keine Alternative". Die Linzer FPÖ findet zwar diese "voreilige Zustimmung unangebracht", dennoch steht sie den Zielen der Reform ebenfalls "grundsätzlich positiv" gegenüber. Auch Wirtschaftsbund-Landesobmann Christoph Leitl unterstützt das Konzept und die Industriellenvereinigung hält es "unverzichtbar für die Sanierung des Landeshaushaltes". Gesundheitsreferent Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) rechnet bis zum Sommer mit einem Beschluss im Landtag.

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