Wiener Klubobmann

SPÖ will Absolute zurückholen

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Ex-Stadtrat Schicker will ein friktionsfreies Funktionieren von Rot-Grün.

Ex-Verkehrsstadtrat Rudolf Schicker will als neuer Klubobmann der Wiener SPÖ seine Fraktion zurück zur Alleinregierung führen. "Jede Partei tritt an, um ihre Mehrheit zu vergrößern. Nachdem uns nur zwei Mandate auf die Absolute fehlen, kann das nur das Ziel sein", zeigte sich Schicker im APA-Interview kämpferisch. Deshalb wolle er den Klub in den kommenden Jahren zu einer "Denkwerkstatt" machen und "Zukunftsprojekte für die Stadt" thematisch stärker in den Vordergrund rücken, um zu zeigen, "dass wir nicht nur der größere, sondern auch der bessere Klub in dieser Koalition sind".

Vassilakou übernimmt Posten
Schicker wurde vor knapp drei Wochen zum neuen Klubchef der Hauptstadt-Roten gewählt. Er musste seinen Posten als Verkehrs- und Planungsstadtrat für die grüne Frontfrau Maria Vassilakou räumen, nachdem die SPÖ bei der Wien-Wahl am 10. Oktober die absolute Mandatsmehrheit eingebüßt hatte. In seiner neuen Rolle habe er eine andere Aufgabenstellung als sein Vorgänger Siegi Lindenmayr, nämlich gemeinsam mit seinem grünen Pendant David Ellensohn die Klubs der beiden Koalitionspartner zu koordinieren.

Dabei gehe es vor allem um das friktionsfreie Funktionieren von Rot-Grün. "Das kann von der Sitzordnung im Gemeinderatssitzungssaal bis hin zu gemeinsamen Anträgen und großen Projekten reichen", so Schicker. Die thematische Spannweite reiche vom Kanaldeckel bis hin zur internationalen Positionierung der Bundeshaupt. Mit Ellensohn habe er jedenfalls ein "ausgezeichnetes Verhältnis".

Keine Kritik
Kritik an Rot-Grün sei innerhalb der SP-Fraktion noch nicht laut geworden. "Aber ich weiß, dass es in jenen Arbeiterbezirken, wo die Angriffe der FPÖ gegen die SPÖ am größten sind, sehr penibel darauf geschaut wird, dass die SPÖ-Handschrift nicht zu klein wird", räumte Schicker ein. Der Klub werde jedenfalls darauf achten, dass die Anliegen der dortigen Bevölkerung ernst genommen werden.

Dass er in der Klub-Vollversammlung mit 89,5 Prozent deutlich weniger Zustimmung erhielt als Lindenmayr im März 2009 (94 Prozent), erklärte Schicker mit dem Umstand, er habe als Stadtrat wohl die Wünsche des einen oder anderen Parteifreundes nicht voll erfüllen können - jedoch: "Das ist mir lieber als ein albanisches Ergebnis. Mit dem hätte ich weniger gut leben können."

Privatwirtschaft
Den Hauptgrund für seine Qualifikation als Klubchef sieht Schicker in der Tatsache, "dass ich einer der Wenigen bin, welche die letzte Koalition (mit der ÖVP zwischen 1996 und 2001, Anm.) noch aktiv miterlebt haben, und dass ich als Verkehrsstadtrat einen hohen Grad an Übersicht über alle Themenbereiche der Stadt gewonnen habe". Seine neue Aufgabe sei sehr spannend, wiewohl es kein Geheimnis sei, "dass ich sehr gerne Stadtrat war". Er habe nach der Wahl auch überlegt, die Politik in Richtung Privatwirtschaft zu verlassen, gestand der 58-Jährige.

Seine ersten Arbeitswochen als Klubobmann seien einigermaßen stressig und von der Neugründung diversen Gremien, der Ausschüsse und den Vorbereitungen zur Beschlussfassung des Stadtbudgets - die kommende Woche im Gemeinderat ansteht - geprägt gewesen. Im Jänner werde dann aber wieder der "normale Rhythmus" Platz greifen, zeigte sich Schicker optimistisch. Dann werden womöglich auch die Umzugskartons, die derzeit noch unausgepackt im neuen Büro stehen, bereits verschwunden sein.

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