ÖSTERREICH-Sommergespräch

Strolz: "Klar wäre ich gern Minister"

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Der Chef der NEOS über Bildung und wen er lieber als Kanzler hätte.

Matthias Strolz will regieren und zwar am liebsten als Bildungsminister in einer Dreier-Koalition. ÖSTERREICH fragte den Neos-Chef, ob er lieber Kurz oder Kern als Kanzler hätte. Und: Kurz will den Religionsunterricht völlig umbauen und den Glaubensgemeinschaften entreißen.

ÖSTERREICH: Sie sind seit 2013 im Parlament und liegen in Umfragen unter 10 %. Sind Sie damit zufrieden?

MATTHIAS STROLZ: Ich bin zufrieden. Wir kommen nach 5 % am Wahltag 2013 jetzt auf stabile 7 %. Neben der FPÖ sind wir die einzige Partei, die zulegt. Und wir haben unsere Themen vorangetrieben: Wir haben die Bildungsreform angestoßen und sind die Luxuspensionen angegangen. Das war ohne Neos nicht möglich.

ÖSTERREICH: Aber Sie sind noch in Opposition. Das soll sich ändern, oder?

STROLZ: Wenn man ein unternehmerischer Typ ist wie ich, dann will man natürlich Regierungsverantwortung übernehmen. Wie die Grünen kann ich nicht 20 Jahre in Opposition sitzen – dass drück ich nicht durch.

ÖSTERREICH: Mit wem gehen die Neos in eine Regierung?

STROLZ: Wenn ich mir die Frau Glawischnig anhöre, die das Elend von Rot-Schwarz verlängern will – da stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Ich glaube ja auch, dass eine Dreier-Koalition die richtige Antwort ist. Aber nur mit jenem der beiden Dinosaurier, der sich rascher erneuert.

ÖSTERREICH: Also ÖVP mit Grünen und Neos?

STROLZ: Oder SPÖ, Grüne und Neos. Beide Optionen sind für uns grundsätzlich denkbar. Die nächste Koalition braucht mehr neue Kräfte als alte.

ÖSTERREICH: Wer ist Ihnen lieber: Kern oder Kurz?

STROLZ: Sebastian Kurz hat als 16-Jähriger seinen 1. Rhetorikkurs bei mir gemacht. Ich habe ihm damals gleich gesagt, er habe Talent. Kern könnte ein Verbündeter bei Bildung und Wirtschaft sein – Faymann hat ja nicht viel davon verstanden. Aber derzeit: keine Präferenz.

ÖSTERREICH: Ein Bildungsminister Matthias Stolz?

STROLZ: Ja, das würde mir schon gefallen. Ich würde gerne meine Leidenschaft für eine echte Bildungswende in den Ring werfen. Ich kann mir das auch für die Wirtschaft vorstellen. Aber die Bildung ist mein Herzensanliegen.

ÖSTERREICH: Jetzt wird vielleicht erst in zwei Jahren gewählt. Wie soll die Bildungsblockade zwischen Rot und Schwarz beendet werden?

STROLZ: Ich bin dafür, die Bildung aus dem Regierungsprogramm herauszunehmen. Holen wir sie in den koalitionsfreien Raum des Parlaments. Da gäbe es immer wieder Mehrheiten – die dann oft aus Koalitionszwang nicht stattfinden.

ÖSTERREICH: Mehrheiten? Wofür denn?

STROLZ: Schulautonomie etwa. Wir geben sehr viel Geld für Teamteaching aus – 350 Millionen pro Jahr. Geben wir doch den Schulen die Freiheit, über das Geld zu entscheiden. Für Lern-Coaches oder Legasthenie-Lehrer usw. Da gibt die Regierung den Schulen zu wenig Freiraum.

ÖSTERREICH: Und der Religionsunterricht? Soll es angesichts der vielen Muslime, die zuwandern, dabei bleiben, dass die Glaubensgemeinschaft das alleine regelt?

STROLZ: Wir müssen eine gute Gemeinschaft kultivieren in unserem Land. Wir brauchen keinen Religionsunterricht – sondern einen „Religionen-Unterricht“. Ein Pflichtfach „Ethik, Werte, Religion“. Wo wir uns gemeinsam austauschen über das, was die Gesellschaft zusammenhält.

ÖSTERREICH: Und der eigentliche Religionsunterricht?

Strolz: Den konfessionellen Religionsunterricht sollen die Religionsgemeinschaften finanzieren. Der Staat sollte die Infrastruktur bereitstellen. Schulen würden also offen stehen.

ÖSTERREICH: Sie loben Kurz als Talent. Wie macht er sich als Integrationsminister?

STROLZ: Da lässt er vollkommen aus. Mein Vorschlag: ein Regierungsbeauftragter für Integration. Jemand, der die Fäden zusammenhält und die Arbeit von Bund und Ländern endlich koordiniert.

ÖSTERREICH: Kann das ein Staatssekretär sein?

Strolz: Ja, auch ein Staatssekretär, den wir zusätzlich installieren. Wenn wir die Integration nicht schaffen, dann organisieren wir die Spaltung der Gesellschaft. Und ich werde alles tun, um eine Spaltung Österreichs zu verhindern.

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