Bundespräsident

Umfrage: 17 % wählen "weiß"

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Die Wahl am Sonntag in einer Woche wird jetzt zur Nervenprobe: Wegen der vielen Weiß- und Nichtwähler könnte Fischers Image leiden.

Noch eine Woche bis zur Bundespräsidentenwahl. Und plötzlich hat Amtsinhaber Heinz Fischer einen neuen Widersacher. Einen, der nicht einmal zur Wahl antritt. Aber alles der Reihe nach. Am Papier ist alles entschieden. Laut brandneuer Gallup-Umfrage für ÖSTERREICH (400 Befragte am 15. und 16. April) kann Heinz ­Fischer am Wahlabend mit 80 Prozent rechnen (um zwei Prozentpunkte weniger im Vergleich zur Umfrage vor einer Woche). Barbara Rosenkranz kommt auf 16 % (+2), Rudolf Gehring verharrt bei 4 %.

Die große Unbekannte ist bei der Präsidentenwahl aber die Wahlbeteiligung. Laut Gallup liegt sie nur mehr bei 66 Prozent. Hinzu kommen diesmal sehr viele Weißwähler – also solche, die zwar zur Wahl gehen (als demokratisches Zeichen), aber ungültig wählen. Laut Gallup wird es 17 % Weißwähler geben.

Amt des Präsidenten könnte Schaden nehmen
Heißt konkret: Wenn Fischer am Wahlabend 80 Prozent erhält, man aber die Nicht- und Weißwähler berücksichtigt, hätten ihn „tatsächlich“ weniger als die Hälfte – nur 44 Prozent der Wahlbevölkerung – gewählt. „Es wird knapp, wer mehr Stimmen bekommt: Das Lager Fischer oder das Lager Nicht-Weißwähler“, sagt der Politikberater Thomas Hofer gegenüber ÖSTERREICH. „Das Problem daran ist, dass das Amt des Bundespräsidenten mit so einem Ergebnis echten Schaden nehmen kann.“ Heißt: Fischer siegt, aber sein Glanz ist futsch.

Besonders hoch (26 %) ist der Anteil der Weißwähler bei den Wenigverdienern. Männer tendieren mit 19 % stärker als Frauen (16 %) zum ungültigen Wählen. Hofer sagt daher: „Der echte Gegner von Fischer ist nicht Frau Rosenkranz oder Herr Gehring, sondern der Nicht- und Weißwähler.“

Das wirkt sich auch in der Gruppe der Arbeiter aus. Im Unterschied zu den letzten Wahlen tendieren sie nicht zur FPÖ (also Rosenkranz), sondern zu Fischer. Aber: Gerade die Arbeiter wollen mit 22 % diesmal übermäßig stark „weiß wählen“.

„Rosenkranz-Ergebnis wirkt dann höher, als es ist“
Die Gallup-Umfrage zeigt auch auf, welche Kandidaten die Österreicher grundsätzlich für wählbar bzw. unwählbar halten. Ein Start-Ziel-Sieg für Fischer, der für 90 % wählbar ist. Nur 17 % sagen das bei Rosenkranz und 13 % bei Gehring (Mehrfachnennungen waren möglich).

Kurios: Sogar 19 % der FPÖ-Wähler halten die blaue Kandidatin für nicht wählbar. Zum Vergleich: Nur 4 % der SPÖ-Wähler sagen, dass Fischer „nicht wählbar“ ist. Auf den ersten Blick eindeutig, doch Hofer warnt: „Gerade diese große Ablehnung bei Rosenkranz polarisiert und kann ihr letztlich helfen.“ Denn wenn aus dem Fischer-Lager sehr viele Anhänger zu Hause bleiben, Rosenkranz aber die an sich kleinere, aber umso „verlässlichere“ Gruppe um sich mobilisieren kann, dann verzerrt dies das Endergebnis. Erst recht, weil die vielen Nicht- und Weißwähler ja hochgerechnet werden.

„Rosenkranz kann damit sogar noch auf die 20-Prozent-Marke zugehen“, sagt Hofer. „Das Rosenkranz-Ergebnis wirkt dann höher, als es ist.“ Umso wichtiger ist in der letzten Woche für alle Kandidaten die Mobilisierung der eigenen Anhänger. Vielleicht wird es ja doch noch spannend...

"Jössas, da kommt ja unser Bundespräsident"
Fischer, Rosenkranz, Gehring – in den letzten sieben Tagen geht es um jede Stimme. Lokalaugenschein von ÖSTERREICH am Freitag bei den Wahlkampf-Auftritten des SP-Kandidaten und der FP-Kandidatin. Heinz Fischer besuchte die Stände des Steirischen Marktes am Wiener Rathausplatz, wird mit Blasmusik begrüßt. „Jössas, da kommt ja unser Bundespräsident“, freuten sich ältere Damen, als Fischer ihnen „Alles Gute“ wünscht und gut gelaunt Autogrammkarten schreibt. Für eine Frau kocht Fischer eine Kernöl-Eierspeise, ein andermal bekommt er Schnaps und Roséwein.

Doch auch im Wahlkampf blüht der Neid: Als Fischer von steirischen Mädchen einen Apfel geschenkt bekommt, granteln Besucher im Hintergrund: „Der Präsident kriegt natürlich einen Apfel, wir aber nicht.“ Danach ging es mit dem Tourbus nach Oberösterreich, wo Fischer eine Brotfirma besuchte – die zufällig so heißt wie er ...

„Lieber A... auswischen als bei Rechts mitmischen“
Zeitgleich warb auch FPÖ-Herausforderin Barbara Rosenkranz in einem Shopping-Center in Pasching, OÖ, um Stimmen. Flankiert wurde sie von Heinz-Christian Strache, der sich demonstrativ hinter seine Kandidatin stellte: „Ich halte zu Barbara“, so Strache, der von „Lügenkampagnen“ sprach. Von den rund 600 Zuhörern erhielt er dafür auch mehr Applaus als Rosenkranz. Im Gegensatz zu Dornbirn (wo Rosenkranz von 20 Jungsozialisten vertrieben wurde) und Salzburg (Eierwürfe auf Strache) blieben Gegendemos in Pasching aus.

Für Murren im Publikum sorgte lediglich die Gewerkschaftsjugend, die von der Galerie des Einkaufstempels aus Flugblätter auf die Bühne regnen ließ: „Lieber A... auswischen als bei Rechts mitmischen“ stand darauf. Auf ihrer Homepage warnt Rosenkranz vor „linksfaschistischen Randalierern“, gegen die man „zu Selbstschutz“ greifen müsse. In Pasching war das nicht nötig.

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