ÖVP, FPÖ und Neos können vom chaotischen Abgang von SPÖ-Chef Kern profitieren.
Wien. Es ist die erste Umfrage nach dem angekündigten Rückzug von SPÖ-Parteichef Christian Kern – und sie birgt Sprengstoff. Wie das Institut Research Affairs in einer Blitzumfrage am Mittwoch und Donnerstag erhob (506 Online-Interviews), hat der überstürzte Abgang der SPÖ massiv geschadet:
- Die SPÖ verliert gegenüber der Umfrage von vor zwei Wochen gleich drei Prozentpunkte und kommt bei der Sonntagsfrage nur mehr auf 24 %. Damit hat sie den bisher unangefochtenen Platz zwei verspielt.
- Von diesem Absturz profitieren drei Parteien, die um je einen Prozentpunkt zulegen: Die ÖVP kann jetzt mit 34 % der Stimmen rechnen, wäre bereits heute Neuwahl. Sie baut damit ihren Vorsprung auf die Mitbewerber auf schon zehn (!) Prozentpunkte aus.
- Auch die FPÖ legt zu, kommt auf 24 %, und kann damit mit der SPÖ auf Platz zwei gleichziehen.
Einziger kleiner Dämpfer für die Regierungsparteien: Mit der Arbeit der Koalition sind 53 % sehr oder eher zufrieden. An sich ein guter Wert, doch er war bereits höher: Vor zwei Wochen lag die Zustimmung noch bei 55 %, vor etwas mehr als einem Monat sogar noch bei 60 %.
- Auch die Neos können ihren Kontostand verbessern, liegen bereits bei 8 %. Die Grünen nehmen der Liste Pilz einen Prozentpunkt weg und stehen damit vor einem möglichen Wiedereinzug ins Parlament.
53 % aller Österreicher sind übrigens der Meinung, die SPÖ hätte durch den chaotischen Kern-Abgang Schaden genommen. Bemerkenswert: Bei den deklarierten SPÖ-Wählern sind es sogar 59 %.
Eine Mehrheit ist darüber hinaus der Ansicht: Dieser Rückzug war chaotisch und eher unprofessionell – 70 % sind dieser Meinung.
Parteichef(in)? Die designierte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner sieht eine Mehrheit noch skeptisch. Bei der Frage „Wer soll Kern nachfolgen?“ gibt es eine Mehrheit für Hans Peter Doskozil. Für ihn votieren 27 % der Befragten. Bei den SPÖ-Wählern sind sogar 36 % für ihn. Für Rendi-Wagner stimmen nur 10 % der Befragten (gleich viele übrigens wie für Doris Bures). Auch für Rendi-Wagner ist die Zustimmung bei SPÖ-Wählern größer: 15 % sind für sie.
Aber: Bei der EU-Wahl kann SPÖ mit Kern punkten
Die Sonntagsfrage für die EU-Wahl im kommenden Mai zeigt ein anderes Bild als die Nationalratsfrage. Hier zeigt sich: ein Spitzenkandidat Kern bringt der SPÖ einen Zuwachs. Mit dem Ex-Kanzler an der Spitze fightet die SPÖ sogar um Platz eins mit. SPÖ und ÖVP können mit je 28 % der Stimmen rechnen. Insgesamt sagen sogar 40 % der Befragten, dass Kern für sie prinzipiell wählbar wäre.