Interview

Vilimsky: "Ich will Innen-Minister werden"

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Harald Vilimsky im Interview mit I. Brüggler über seine neue Position als „EU-Gesicht“.

Er ist seit zwei Jahrzehnten enger Vertrauter von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Jetzt wurde Harald Vilimsky (47) in die erste Polit-Reihe katapultiert: Nach dem Rückzug von Andreas Mölzer als EU-Spitzenkandidat nimmt nun Vilimsky diese Position ein. Hintergrund: Mölzer hatte zuletzt die EU mit dem Dritten Reich verglichen, den Ausdruck „Negerkonglomerat“ verwendet und in seiner Zeitschrift Zur Zeit einen rassistischen Kommentar über Fußballstar David Alaba veröffentlicht. Vilimsky verteidigt Mölzer im Interview mit ÖSTERREICH am SONNTAG und erklärt, Mölzer sei in eine „Serie von Fehlern hineingeschlittert“. Vilimsky betont: „Die Position von Mölzer einzunehmen war menschlich nicht einfach.“

Neues Ziel.
Mit seiner EU-Position sieht sich Vilimsky, der als „Mr. Law and Order“ der FPÖ gilt, noch lange nicht am Karriereziel. Jetzt tönt er: „Meine politische Laufbahn ist noch nicht zu Ende. Innenminister ist etwas, das ich mittelfristig werden will.“

ÖSTERREICH: Wie lange haben Sie überlegt, ob Sie der Mann für die erste Reihe sind?
Harald Vilimsky: Ich habe darüber natürlich nachgedacht. Aber nicht, ob ich der Aufgabe gewachsen bin, sondern weil es menschlich für mich eine schwierige Situation war. Schließlich hat hier jemand am Höhepunkt seines politischen Werdegangs schwere Fehler gemacht, ist dann aus dem Spiel genommen worden, hat sich zurückgezogen. Die Position von Andreas Mölzer einzunehmen war also menschlich nicht einfach, politisch aber eine Notwendigkeit.

ÖSTERREICH: Haben Sie sich mit ihm ausgesprochen?
Vilimsky: Er ist ein politischer Profi und weiß, dass jemand nachrücken muss. In Summe bedauere ich aber, dass alles so gekommen ist. Die Spitzenpolitik verzeiht eben keine Fehler. Und Andreas Mölzer ist in eine Serie von Fehlern hineingeschlittert.

ÖSTERREICH: Zählt das Wort „Neger“ zu Ihrem Wortschatz?
Vilimsky: Vom Wort „Neger“ würde ich Abstand nehmen. Aber ich sage auch: Als ich Kind war, war das ein durchaus gebräuchlicher und nicht negativer Begriff.

ÖSTERREICH: Sind Sie ein Fan von David Alaba?
Vilimsky: Ich bin kein klassischer Fußballfan. Das zu sagen ist jetzt in der Wahlkampfsituation nicht opportun, aber so ist es. David Alaba finde ich aber lässig, wir können stolz sein, ihn zu haben.

ÖSTERREICH: Die aktuelle Diskussion rückt die FPÖ einmal mehr ins rechte Eck. Wie wohl fühlen Sie sich dort?
Vilimsky: Es wird NUR versucht, uns dorthin zu drängen. Die Kärntner SPÖ macht heute noch NS-Vergleiche. Wir sind sauber, ziehen klare Grenzlinien, das hat der Fall Mölzer gezeigt. Ich persönlich vergleiche nichts mit dem NS-Regime. Dass das bei der FPÖ viel früher da und dort mal anders war, mag stimmen, aber damals gab es andere FPÖ-Repräsentanten.

ÖSTERREICH: Die FPÖ ist in den Umfragen deutlich von Platz eins nach hinten gerutscht. Kann Platz eins noch Ihr Ziel sein?
Vilimsky: Es wäre falsch, das nicht zu wollen. Aber die Frage ist, ob es wirklich realistisch ist. Die Verdoppelung der Mandate von zwei auf vier sehe ich hier realistischer. Aber das alles liegt nicht an mir allein.

ÖSTERREICH: Wie viel Prozent bringen Sie mit?
Vilimsky: Das wäre vermessen zu sagen, dass ich Prozente mitbringe. Es ist die Leistung der Gemeinschaft, ich darf das Gesicht sein.

ÖSTERREICH: Wie sehr schätzen Sie sich als charismatisch und sympathisch ein?
Vilimsky: Mir liegt es eher, Dinge auf den Punkt zu bringen und in voller Schärfe zu formulieren. Ob ich die Sonnyboy-Rolle erfülle, müssen andere beurteilen. Leute, die mich kennen, finden mich jedenfalls sympathisch.

ÖSTERREICH: Sie gelten aber als Straches Mann fürs Grobe. „Mr. Law und Order“. Haben 2008 mit Ihrem Taser-Test für Aufregung gesorgt.
Vilimsky: Wo ich für die Justiz und Polizei etwas bewirken kann, setze ich mich ein! Taser sind eingeführt worden. Das sehe ich als meinen Mitverdienst.

ÖSTERREICH: Wären Sie da nicht lieber Justiz- oder Innenminister?
Vilimsky: Meine politische Laufbahn ist noch nicht zu Ende. Innenminister ist etwas, das ich mittelfristig werden will.

ÖSTERREICH: Jetzt sind Sie aber erst mal Spitzenkandidat für die EU-Wahl. Wie ist Ihre Position zum Euro? Soll Österreich Euro-Land bleiben?
Vilimsky: Ja, wenn es gelingt, den Euro zu stabilisieren, dann schon. Derzeit ist er aber nicht stabil. Wir brauchen also einen Plan B. Alles andere wäre unverantwortlich.

ÖSTERREICH: Fühlen Sie sich als Europäer?
Vilimsky: Ich fühle mich in erster Linie als Österreicher. Diejenigen, die in erster Linie Europäer sein wollen, sind diejenigen, die nach mehr Zentralstaat rufen. Mir geht es um die Stärkung der Souveränität der einzelnen Länder in Europa. Das ist EU-politisch mein Hauptziel. Ich bin gegen das Modell der Vereinigten Staaten von Europa. Denn die kulturelle Vielfalt in Europa soll erhalten bleiben. Ich bin aber leidenschaftlicher Europa-Fan und verbringe 80 Prozent meiner Urlaube in Europa, vor allem in Italien.

ÖSTERREICH: Dort zahlen Sie mit dem Euro. Ist das nicht praktisch?
Vilimsky: Ja. Ich erinnere mich aber gern an die Lire-Zeit. Damals war alles unglaublich billig. Wer heute in Italien einkaufen geht, fängt ob der Preissituation zu weinen an. Viele Italiener können sich das Leben nicht mehr leisten.

ÖSTERREICH: Was kostet ein Packerl Zigaretten in Österreich und in Italien?
Vilimsky: Ich habe vor eineinhalb Jahren zu rauchen aufgehört, habe das also nicht parat. Aber es sind wohl um die fünf Euro. Die Preise ganz allgemein sind völlig aus dem Ruder ge­laufen und die Gehälter sind viel zu niedrig. Genau da will ich ­ansetzen.

ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass Sie mit Ihrem Gehalt eine Ahnung haben, wie Durchschnittsverdiener leben?
Vilimsky: Natürlich weiß ich, dass man mit 1.000 Euro Gehalt, das viele haben, nicht leben kann. Die Gehälter müssen wieder rauf bzw. die Preise runter.

ÖSTERREICH: Was verdienen Sie?
Vilimsky: Ich selbst verdiene 3.500 Euro netto als Nationalratsabgeordneter und fühle mich für meine 80-Stunden-Woche gut ­bezahlt.

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