Heftige Kritik

Voggenhuber rechnet mit den Grünen ab

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Auf Facebook holte der ehemalige Grünen-Politiker zum Rundumschlag aus.

Nach 11.285 Tagen ist alles vorbei: Mit 9. November 2017 sind die Grünen im Nationalrat Geschichte, Abgeordnete und Mitarbeiter arbeitslos , die Büros auf andere Fraktionen aufgeteilt. Das Wahldesaster kam trotz allem überraschend, hatten die Grünen im Parlament doch viele Auf und Abs erlebt, aber als so stark etabliert gegolten, dass kaum jemand wirklich mit ihrer Abwahl rechnete.

Unter der vorletzten Bundessprecherin Eva Glawischnig schien noch alles gut, die Grünen sonnten sich im größten Wählerzuspruch ihrer Geschichte. Achteinhalb Jahre lang setzte es Rekordwahlergebnisse, doch Glawischnigs abrupter Abgang im Mai brachte tiefe Risse zutage, die wohl schon länger bestanden hatten.

"Selbstzerstörung"

Nach dem Absturz von 12,4 Prozent im Jahr 2013 auf 3,8 Prozent bei der Nationalratswahl 2017 meldete sich nun auch der ehemalige Grünen-Politiker Johannes Voggenhuber auf Facebook zu Wort - mit einem Rundumschlag gegen die Grünen.

Er habe im Wahlkampf geschwiegen, weil er "als einer der Gründer der Grünen und langjähriger unerhörter Kritiker ihrer Entwicklung an ihrer Selbstzerstörung keinerlei Anteil haben, keinerlei Rolle spielen in ihrem schauerlichen Spaltungs- und Auflösungsprozess" wollte.

"Gegen jegliche Kritik resistent"

"Viele Jahre habt Ihr die Gewitterwolken nicht wahrnehmen wollen, das Donnergrollen mit buntlustigen, infantilen Events, von Plakatwänden blökenden Lämmern und Sprechblasen übertönt und habt das Wetterleuchten einfach geleugnet. Viele Jahre schon seid ihr gegen jegliche Kritik resistent", so Voggenhuber an die "Verantwortlichen der Grünen". Der Absturz der Partei sei für ihn nicht überraschend gekommen.

"Ihr habt Euch nicht davon abhalten lassen, Versprechen, Prinzipien und Ideale der Gründerzeit in zynischer Überheblichkeit über Bord zu werfen", wettert der Ex-Grüne weiter.

"Jede Programmarbeit eingestellt"

Seit Jahren hätten die Grünen "jede Programmarbeit und jede gesellschaftspolitische Analyse eingestellt". Hunderttausende Menschen hätten sich in den letzten fünfzehn Jahren von den traditionellen Parteien abgewandt und nach einer Alternative gesucht.

"Und Ihr? Ihr habt nicht einmal einen Bruchteil dieser frei gewordenen Stimmen gewinnen können. Stattdessen habt Ihr Euch bei Wahlniederlagen hingestellt und von einer "Stagnation auf hohem Niveau" gefaselt. Euer vielleicht größtes innergesellschaftliches Versagen", so Voggenhuber.

Wiederaufbau mit vielen Schulden

"Und nun? Nun bleibt Euch nur die Aufgabe, ohne acht Millionen Parteienfinanzierung aber mit vielen Schulden, ohne Ressourcen und ohne Mitarbeiter und ohne Spindoktoren und Marketingabteilungen und ohne klingende Titel aber wieder mit den Ideen und Werten, mit Visionen und konkreten Lösungen, mit Mut und Überzeugungskraft das verlorene Vertrauen wieder zu erwerben und das wieder aufzubauen, was Ihr zerstört habt. Wer wird sich dafür finden?", schließt Voggenhuber seinen Rundumschlag gegen die gescheiterte Partei ab.

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