Das plant Kurz

Wie der VP-Wahlsieger jetzt Kanzler werden will

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Kurz tendiert zu Koalition mit FPÖ, fürchtet aber rot-blauen Pakt.

Den Tag eins nach seinem großen Wahlsieg von Sonntag verbrachte Sebastian Kurz großteils in seinem Büro im Außenministerium in Wien am Telefon. Bis in die Nacht hinein hatte der VP-Chef mit seinen Fans am Sonntag noch ausgelassen im Kursalon Hübner „unseren historischen Sieg“ gefeiert. Gestern war dann wieder der Ernst des Lebens angesagt.

Denn, auch wenn ihn internationale Medien bereits als jüngsten Kanzler der Welt feiern, weiß der türkis gewordene Schwarze, dass noch ein steiniger Weg vor ihm liegt.

FPÖ und SPÖ wollen es ihm nicht leicht machen.

  • Bereits am Wahlsonntag telefonierte Kurz mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Mit dem Staatsoberhaupt hatte er schon vor der Wahl Gespräche über seine Koalitionsvorstellungen geführt.
  • Offiziell will sich Kurz mit Gesprächen vor dem amtlichen Endergebnis am Donnerstag zurückhalten.
  • Am Freitag soll er Van der Bellen zum ausführlichen Talk in der Hofburg treffen und dann den formalen Regierungsbildungsauftrag erhalten.
  • Nebenbei telefoniert er auch mit internationalen Regierungschefs, die ihm einerseits zu seinem Sensationssieg gratulieren wollen, andererseits aber auch Skepsis gegenüber einer FPÖ-Regierungsbeteiligung anklingen lassen.
  • Sollte er Kanzler werden, will Kurz denn auch als Erstes Brüssel besuchen, um ­unmissverständlich ein Bekenntnis zur EU abzulegen.

Kurz hat bereits Gespräch mit Strache vereinbart

Kommende Woche will Kurz dann Sondierungsgespräche mit allen Parteien führen, danach Koalitionsverhandlungen aufnehmen. Seine Partei drängt ihn dazu, rasch mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Verhandlungen aufzunehmen. Am Sonntag hat er in der Hofburg Strache bereits darauf angesprochen. Aber: Kurz will offensichtlich wirklich nicht um jeden Preis mit der FPÖ koalieren. Das Außenamt an die FPÖ zu übergeben, ist für ihn etwa undenkbar. Er möchte dafür eine ­rasche inhaltliche Übereinkunft – in Zuwanderungs- und Steuersenkungspolitik – mit den Blauen finden.

Um Rot-Blau auszubremsen, will Kurz parallel aber auch bereits an einer Minderheitsregierung basteln. In seinem Team hofft man freilich weiter darauf, dass die FPÖ sich „nicht traut, gegen den klaren Sieger Kurz zu regieren“.

Isabelle Daniel

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