Riesenerfolg für das Bundeskriminalamt im Ibiza-Politthriller: Ein Mittelsmann übergab das ganze brisante Video.
Jetzt geht es Schlag auf Schlag: Die Ermittlergruppe der Soko Tape (Soko Ibiza) hat endlich das komplette zwölfstündige Video vom Ibiza-Politkrimi. Und mit der Auswertung könnte auch die Flucht von zwei Verdächtigen bald zu Ende sein: Die Experten des Bundeskriminalamts veröffentlichten neue Fotos der falschen Oligarchen-Nichte „Alyona Makarov“, die HC Strache in die Videofalle in der Finca gelockt hat.
Politbombe vor Beginn des Ibiza-U-Ausschusses
Ebenfalls gut auf der Gesamtausgabe des Ibiza-Videos zu sehen ist auch einer der beiden Drahtzieher des Videokomplotts, Detektiv H.: Diese Aufnahmen werden der Exekutive bei der internationalen Fahndung nach H. helfen – es soll einen Haftbefehl geben, die Staatsanwaltschaft Wien wirft ihm Suchtgifthandel, Erpressung und den Missbrauch von Tonaufnahmen vor.
Die Sicherstellung des insgesamt zwölf Stunden und 32 Minuten langen Videomaterials ist aber auch eine Politbombe: Die Gesamtversion des Videos ist für den Ibiza-Untersuchungsausschuss extrem wichtig. Die Abgeordneten könnten nun sehen, was Strache auch vor und nach den bisher gezeigten Schnitten gesagt hat. Immerhin dürften viele Szenen, die den Ex-Vizekanzler entlasten hätten können, bisher nicht gezeigt worden sein.
Dass sich noch weitere Verdachtsmomente auf dem jetzt auch vorliegenden Material finden, sei nicht zu erwarten, hörte ÖSTERREICH aus Ermittlerkreisen.
Soko-Bilanz: 259 Verhöre, 55 Hausdurchsuchungen
Die 13 Kriminalbeamten der Soko Ibiza waren jedenfalls nicht untätig, wie bereits von manchen Medien kritisiert worden ist. Soko-Chef Andreas Holzer lieferte dazu zum „Jahrestag“ der Ermittlungen eine Statistik: Die Kriminalisten führten in 365 Tagen 55 Hausdurchsuchungen durch, vernahmen 259 Verdächtige und Zeugen, überwachten 15 Personen langfristig und setzten 48 Observationsmaßnahmen. Dazu stellten sie auch 34 Terabyte an Daten sicher.
Ob für die Übergabe des brisanten Videomaterials Ende April auch ein hoher Geldbetrag bezahlt worden ist, will niemand in der Exekutive bestätigen. Nur das wird verraten: Der Deal fand in Österreich statt. (rs)
Soko-Chef Holzer: "Ein Tattoo könnte sie verraten"
ÖSTERREICH: Herr Holzer, wie sind Sie zu dem Video gekommen?
Andreas Holzer: Das war alles andere als einfach. Ende April war es dann so weit – wir haben es über einen Mittelsmann bekommen, hier in Österreich.
ÖSTERREICH: Was ist drauf, das wir bisher nicht wussten?
Holzer: Es sind mehr als zwölf Stunden Videomaterial und acht Stunden Audioaufnahmen. Natürlich habe ich das Gesamtergebnis gesehen, Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven. Aber dazu darf ich nichts sagen. Wir sind auch noch in der Auswertung. Nur so viel: Strafrechtlich ist das nicht ergiebig.
ÖSTERREICH: Gibt es besondere Merkmale bei der Tatverdächtigen?
Holzer: Ja, tatsächlich: ein verschwommenes Tattoo auf dem Handgelenk der rechten Hand. Das ist sehr auffällig, vielleicht verrät sie ihr Tattoo.
Ungarin, unter 30 Jahre – das weiß man über "Alyona"
Bis gestern kannte man nur eine mündliche Beschreibung der „falschen Oligarchin“ Alyona Makarov, die für das Ibiza-Video als Lockvogel galt: „Sie hat einen auffallend großen Busen, eine schlanke Figur und hochgestellte Backenknochen sowie eine spitze Nase gehabt“, beschreibt sie ein Zeuge. Weiters soll die Frau unter 30 Jahre alt sein und laut einem Komplizen aus Ungarn stammen. „Sie hat ungarische Wurzeln“, soll ein Verdächtiger über die engagierte „Schauspielerin“ gesagt haben. „Sie lebt aber irgendwo in Riga, Lettland.“
Noch fehlt jede Spur von der Blondine. „Wer weiß, ob diese junge Dame noch lebt“, meinte Ibiza-Aufdecker Gert Schmidt von der Plattform EU-Infothek.com. Immerhin wäre sie eine wichtige Kronzeugin …
oe24.TV: Krisper fordert Video für U-Ausschuss
Auf oe24.TV fordert Stephanie Krisper die Übergabe des Ibiza-Videos an den U-Ausschuss, der kommende Woche startet. Sie kündigt an, dieses Thema beim Termin mit Justizministerin Zadić am Freitag anzusprechen. „Ich hoffe, dass die Justizministerin als ehemalige Oppositionspolitikerin diesem Anliegen nachkommt – und dass auch die anderen massiven Lücken bei den Aktenlieferungen insbesondere durch das Justizministerium noch vor Start der Befragungen behoben werden.“
Auch SPÖ-Abgeordneter Kai Jan Krainer schließt sich ihrer Forderung an.