Im Osten des Tschad sind wieder heftige Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen ausgebrochen. Erst am Tag davor beharrte Darabos auf den Einsatz der österreichischen Truppen.
Zu den neuen Auseinandersetzungen kam es nur drei Tage nach Kämpfen östlich der Provinzstadt Abeche, bei denen Hunderte Menschen ums Leben gekommen sein sollen. Minister Darabos hielt trotz der heftigen Kämpfe an dem Kurs, die Bundesheer-Soldaten in den Tschad zu senden, fest.
Waffenstillstand beendet
Der britische Rundfunksender BBC
berichtete, die Armee habe eine Gruppe von Rebellen angegriffen. Nach
Monaten relativer Ruhe hatten die Rebellen am Wochenende einen in Libyen
geschlossenen Waffenstillstand mit der Regierung für beendet erklärt. Sie
werfen der Regierung vor, sich nicht ausreichend für den Friedensprozess
einzusetzen.
Regierung einig
Die Regierung in Wien hat Verteidigungsminister
Norbert Darabos (SPÖ) den Rücken gestärkt, der trotz der wieder
aufgeflammten Kämpfe am Einsatz festhält. „Es geht um Millionen
Menschenleben. Die EU kann nicht weiter wegschauen, auch wenn die Aktion
alles andere als ungefährlich ist“, sagte Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ).
ÖVP-Vizekanzler Wilhelm Molterer ergänzte, dass es in der Regierung „vollen
Konsens“ über die Mission gebe.
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Einsatz nach hinten verschoben
Der Einsatz der EU-Truppen wurde
unterdessen nach hinten verschoben. Der irische General Pat Nash hat die
Notbremse gezogen. Der Kommandant der EUFOR-Truppe für den Tschad hat
gestern den Abmarsch der ersten Einheiten nach Afrika stoppen lassen. Grund
dafür sind nicht die jüngsten Kämpfe zwischen Rebellen und
Regierungstruppen, sondern Mangel an Spezialausrüstung. Auch für das
österreichische Vorauskommando, das kommenden Montag in den Tschad fliegen
sollte, heißt es daher „Bitte warten“. Der Großteil des Kontingents wird
voraussichtlich überhaupt erst nach Weihnachten nach Afrika geschickt.
Miet-Hubschrauber?
„Es fehlt ein Feldspital, es fehlen
Sanitätshubschrauber und es fehlen Hubschrauber für den Truppentransport“,
sagt Generalmajor Wolfgang Wosolsobe, der österreichische Vertreter im
EU-Militärstab, zu ÖSTERREICH. Die EU-Stellen und Nashs Stab in Paris wollen
jetzt gemeinsam versuchen, die fehlenden Einheiten aufzustellen. Die
Hubschrauber könnten allenfalls auch angemietet werden, so der General – das
kostet dann aber. Nächsten Dienstag soll bei einer Sitzung der
EU-Botschafter Bilanz gezogen werden.
Verschiebung ins neue Jahr
Klar ist aber schon jetzt, dass die
erste Einsatzbereitschaft der EU-Truppe später hergestellt werden kann als
geplant. Nach den bisherigen Plänen sollten die rund 4.000 europäischen
Soldaten Ende Dezember einsatzbereit sein. Davon ist jetzt keine Rede mehr.
„Wir rechnen in den nächsten Wochen nicht mit einer Verlegung“, sagte
Streitkräftekommandant Generalleutnant Günter Höfler im Gespräch mit
ÖSTERREICH.