Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Die ersten 100 Tage Kanzler Kern sind für die SPÖ eine Erfolgsstory.
Der neue Kanzler hat die zuletzt völlig zerstrittene Partei wieder geeint, in den Umfragen stabilisiert und der SPÖ neuen Offensivgeist eingehaucht – würde es Neuwahlen geben, dann würde die SP-Basis wieder für Kern und gegen Strache kämpfen, wie in besseren Zeiten.
Christian Kern hat zusätzlich geschafft, was Werner Faymann zuletzt verwehrt geblieben ist: Er hat endlich wieder einen „Kanzlerbonus“, ist den Wählern sympathisch – liegt um mindestens 10 % besser als seine Partei. Im Direktduell mit Strache könnte Kern mit über 30 % sogar gewinnen.
Kanzler-Bonus ist da, aber jetzt geht’s erst los
Dafür muss der Kanzler freilich endlich Reformen setzen. Die Idee mit der Start-up-Förderung ist gut, aber viel zu wenig für einen Aufschwung. Die Regierung arbeitet fleißig, aber große Würfe fehlen.
Was ist mit der Schulreform? Wo sind das Integrations- und das Asylkonzept? Wie kommt die Wirtschaft in Schwung?
Der Herbst wird für Kern zur Bewährungsprobe: Er muss in der Regierung endlich die ÖVP-Blockade brechen. Von Schule bis Sport, von Asyl bis Beschäftigung muss es einen Neuanfang geben – sonst wird der ganze Frust, den die Österreicher zu Recht wegen dieser Regierung haben, auch über Kern hereinbrechen.
Der Kanzler muss den Neustart wagen – entweder mit der ÖVP oder mit Neuwahlen. Die ersten 100 Tage hat er tadellos gemeistert – aber jetzt geht’s erst los …
