Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
„Basti fantasti“ reitet jetzt selbst im EU-Wahlkampf ein. Es wird höchste Zeit – denn die ÖVP, die jede Nationalratswahl mit Kurz haushoch gewinnen würde, läuft Gefahr, die EU-Wahl zu verlieren.
Ihr Spitzenkandidat Othmar Karas ist nie im Wahlkampf angekommen, seine TV-Auftritte sind zu schwammig, seine Europa-Positionen zu weit von der ÖVP-Linie entfernt.
Mit der Kurz-Offensive einer „EU-Reform mit Hausverstand“ dürfte sich das Blatt Richtung ÖVP wenden. Der Kurz-Kanzlerbonus ist so stark, dass alles andere als ein ÖVP-Wahlsieg ein Erdbeben wäre.
Die ÖVP-Kontrahenten schlagen sich bei der Wahl freilich beachtlich:
- Andreas Schieder ist stärker, sympathischer, inhaltlich besser als erwartet. Sein Problem: Von seiner Partei ist nichts zu sehen. Wenn die SPÖ ihre Wähler nicht mobilisiert, droht ihr Platz 3. Schafft die SPÖ es aber, ihre Basis vor allem in Wien zur Wahl zu bringen, ist alles möglich – sogar Platz 1.
- Claudia Gamon, die Neos-Kandidatin, ist die positive Überraschung dieser Wahl. Endlich eine junge Politikerin, die sich freche Ansagen traut. Und die einzige, sympathische Frau in einem Macho-Quintett. Da sind mehr als 10 % drin.
- Werner Kogler, der grüne Oldie, tut sich schwerer. Er kämpft – gescheit und sympathisch – um die grünen Stammwähler, die einmal 14 % stark waren. Die Hälfte davon wäre für ihn schon ein Erfolg.
- Harald Vilimsky, der FPÖ-Rambo, ist bei dieser Wahl unberechenbar. Er führt den besten, weil aggressivsten Wahlkampf. Er polarisiert, ist in aller Munde – und der einzige EU-Kritiker. Wenn es ihm gelingt, alle FPÖ-Wähler durch die Polarisierung dank Wolf und Böhmermann zur Wahl zu bringen und weitere 10 % EU-Kritiker von ÖVP und SPÖ zum Wechsel zu überzeugen, kann er sogar Platz 1 schaffen.
Fest steht: Diese EU-Wahl hat sechs wirklich gute Kandidaten. Noch nie war eine EU-Wahl so interessant. Es lohnt sich hinzugehen …