Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Die ersten großen Umfragen in diesem Jahr liegen vor – und sie bringen überraschende Ergebnisse:
Bei Bundes-Wahlen wäre alles klar. Sebastian Kurz und seine ÖVP dominieren alle Ergebnisse.
40 % der Österreicher würden Kurz direkt zum Kanzler wählen, 56 % sind mit seiner Regierungspolitik zufrieden, ÖVP (34 %) und FPÖ (23 %) kämen bei Neuwahlen auf eine satte 57-%-Mehrheit.
Unser Kanzler wird zum Phänomen: Im Polit-Barometer bewerten 48 % der Österreicher seine Arbeit „positiv“, aber nur mehr 10 % „negativ“.
Bei der EU-Wahl dagegen tut sich die ÖVP viel schwerer. Statt wie bei einer Nationalratswahl auf 34 % kommt sie bei der EU-Wahl – vorerst – nur auf 27 %. Damit könnte die ÖVP im Mai tatsächlich von Rendi-Wagners SPÖ, die bei 26 % liegt, von Platz 1 verdrängt werden.
Keine Chance hat die ÖVP vorerst bei der Wien-Wahl. Die Kanzler-Partei verbessert sich in Wien „nur“ auf 16 %. Das ist für einen Bürgermeisterwechsel viel zu wenig. Umso mehr, als auch die FPÖ in Wien mit derzeit nur 26 % weit vom Wahlsieg entfernt ist.
Wien wählt 2020 mit großer Wahrscheinlichkeit Rot – die SPÖ hat sich dank Ludwig auf stabile 36 % verbessert. Damit wäre Michael Ludwig klarer Wahlsieger. Fast 40 % der Wiener würden Ludwig direkt wählen (derselbe Wert wie Kurz als Kanzler), und sensationelle 59 % sind mit Ludwigs Arbeit zufrieden.
Ludwigs Problem sind die Grünen: Nur 44 % sind mit der Arbeit der Stadtregierung zufrieden, nur noch 31 % wollen, dass Rot-Grün weiterregiert. Noch schlimmer: 41 % sagen, die Lebensqualität in Wien hätte sich verschlechtert (nur 12 % glauben „verbessert“).
Bürgermeister Ludwig hat also persönlich einen sensationellen Start hingelegt – aber er muss dringend das Image der Stadt verbessern und sich 2020 einen neuen Koalitionspartner suchen. Mit den Grünen hat Ludwig keine Mehrheit mehr – regieren kann er die Stadt nur mehr mit einer SPÖ-ÖVP-Koalition.