Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Der Wahlkampf kommt in die Zielgerade. In Wahrheit sind es nur noch zwei Wochen bis zur Entscheidung.
Die neueste Umfrage von Research Affairs zeigt immer deutlicher die Trends, die diese Wahl bestimmen:
Sebastian Kurz hält souverän die Poleposition. Er agiert fehlerlos. Jede Programmpräsentation ist professionell. Sogar das schwierigste TV-Duell, das gegen „Entertainer“ HC Strache, hat Kurz gewonnen.
Wenn die letzten zwei Wochen ähnlich professionell ablaufen, wird Kurz der Sieg nicht mehr zu nehmen sein.
Die Frage ist wohl eher, wie hoch Kurz gewinnt: Überlegen mit über 35 % oder „arschknapp“ mit unter 30 %?
Spannendster Herausforderer von Kurz wird Strache. Der Wutbürger-Versteher dreht den Kickl-Turbo auf. Die Stimmung ist mit Protest aufgeladen, die Wähler wollen der Regierung einen Denkzettel geben.
HC Strache ist die große Unbekannte in diesem Finale: Trägt ihn die Wut der Bürger Richtung 30 %? Oder bremst ihn die Angst der Wähler vor dem zu radikalen Wechsel auf weniger als 25 %?
Und der Kanzler? Was ist los mit Christian Kern? Auf dessen Schluss-Spurt, bei dem er Kurz im TV besiegen und in den Umfragen überholen wollte, warten seine Fans – doch es kommt nix.
Die SPÖ-Basis beginnt sich darauf einzustellen, dass die Regierungspartei mit Platz 3 bestraft, vielleicht mit weniger als 23 % demoliert wird – und nur mehr zwei Möglichkeiten hat: mit ihrer letzten Hoffnung Doskozil als gerupftes Hendl in eine Koalition – oder ab in die Opposition.
Christian Kern ist in diesem Wahlkampf sicher unter seinem Wert geschlagen worden. Er hat es nicht geschafft, ein professionelles Wahlkampfteam aufzustellen, Fettnäpfchen zu vermeiden, Nerven zu bewahren.
Reichen zwei Wochen, um aus einem Wahlkampf-Mimoserl doch noch einen Siegertyp zu machen?