Das sagt Österreich

Was Sie wählen, wenn Sie Ihre Stimme abgeben

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Ein Wahl-Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

 

Fast 2 Millionen Wähler sind nach jüngsten Umfragen bis zuletzt unentschlossen. Sie sind also Teil der Mehrheit, wenn Sie heute früh noch einmal überlegen, wen Sie wählen sollen – und was Ihre Stimme letztlich bewirkt.

Jeder Kandidat ist diesmal – je nach Weltanschauung – wählbar, keiner hat sich disqualifiziert, alle – sogar Hofer und Lugner – haben respektable Wahlkämpfe geliefert.

Ich will für Sie kurz zusammenfassen, was Ihre Stimme bewirken kann – aus meiner subjektiven Sicht:

Mit Norbert Hofer wählen Sie Neuwahl & Polit-Beben

Die Stimme für Norbert Hofer ist sicher die schärfste und brutalste Form des Protest-Votums, eine Wut-Stimme gegen Regierung und Flüchtlings- wie Asyl-Politik.

Wenn Hofer siegt, bringt das zunächst eine sehr emotionale Stichwahl und – wenn es Hofer wirklich in die Hofburg schafft – ein politisches Erdbeben, wie es unser Land noch nicht erlebt hat.

Hofer als Präsident – das ist der tägliche Protest gegen die Regierung, das führt über kurz oder lang zu Neuwahlen.

Wer das will, wer einen Neubeginn mit Strache (oder gemäßigter mit Kurz) will, der liegt mit Hofer richtig.

Das Risiko ist natürlich hoch – sowohl für eine Staatskrise als auch für die FPÖ selbst, weil sie ein blauer Präsident (bei der politischen Ausgewogenheit der Österreicher) wohl den (von Strache erhofften) blauen Kanzler kostet.

Die Stimme für Van der Bellen ist das exakte Kontrast-Programm zum Hofer-Votum:

Wer Van der Bellen wählt, schickt die Republik gezielt auf einen gemäßigten Links-Kurs mit grüner Romantik.

Wenn Van der Bellen siegt, ist das eine erste Weichenstellung für Rot-Grün – regierungskritisch, aber nicht zu sehr.

VdB wird die Republik souverän und charmant wie ein Professor führen, beliebt im Ausland, nicht unbedingt bürgernah – ein grüner Kirchschläger. Krachen wird’s erst, wenn Strache die nächste Wahl gewinnt und VdB ihn nicht angelobt. Dann droht auch bei ihm die Staatskrise.

Mit Irmgard Griss setzen Sie ein Zeichen, mehr nicht

Die Stimme für Irmgard Griss ist ein Zeichen für eine neue Republik – gegen Parteien, gegen die Koalition, für den Neubeginn mit einer noblen Wut-Oma, die viel redet, aber wenig bewirken wird.

Griss ist als Richterin erfahren, also wenig Risiko – als Politikerin ein Greenhorn, also wenig durchsetzungsfähig. Sie ist ein Symbol gegen Parteien und für Frauen in der Politik. Das ­allein ist ja sympathisch.

Mit Hundstorfer oder Khol retten Sie die Regierung

Eine Stimme für Hundstorfer ist eine Stimme gegen die Veränderung – das kann natürlich auch positiv sein, gar so schlecht geht’s dem Land ja nicht. Hundstorfer wird ein jovialer Präsident, gut mit allen, bürgernah, sozial. Und er hat gegenüber Van der Bellen einen taktischen Vorteil – er würde gegen Hofer sicher gewinnen.

Eine Stimme für Khol ist ein Rettungs-Ring für die im ­reißenden Fluss ertrinkende ÖVP. Wer Mitterlehner retten und Neuwahlen vermeiden will, muss Khol wählen. Er ist zusätzlich der erfahrenste Kandidat.

Und eine Stimme für Lugner? Ist ungefährlich. Protest ohne Folgen. Eine Watsche für alle Politiker – lustig, aber sinnlos.

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