Deutschlands Innenministerin hat bekannt gegeben, dass sie zum Auftakt der DFB-Elf nach Katar reisen wird.
Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser plant, zum Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar zu reisen. "Sie möchte die deutsche Mannschaft bei der WM unterstützen und daher das Auftaktspiel gegen Japan besuchen", sagte ein Ministeriumssprecher am Montag. Sie wolle dabei auch "den Dialog mit der katarischen Regierung zu dortigen Reformen insbesondere zur Verbesserung der Menschenrechtssituation fortsetzen".
Faeser besucht am Montag und Dienstag die Türkei. "Bundesinnenministerin und Sportministerin Nancy Faeser plant, im Anschluss an ihre Reise in die Türkei nach Katar weiterzureisen", sagte der Ministeriumssprecher. "Die Planung des genauen Programms läuft noch."
Katar richtet als erstes arabisches Land eine Fußball-WM aus. Das Emirat steht seit Jahren wegen seines Umgangs mit ausländischen Arbeitskräften, mit Frauen und queeren Menschen in der Kritik. Nachdem Faeser die Vergabe der WM an das Land kritisiert hatte, gab es Ende Oktober diplomatische Verstimmungen. Der deutsche Botschafter wurde daraufhin ins katarische Außenministerium zitiert.
Deutsche Regierung will Sportler nicht bestrafen
Faeser reiste dann nach Katar und bekam nach eigenen Angaben Garantien für die Sicherheit aller anreisenden Fußballfans. Sie kündigte daraufhin an, zum Eröffnungsspiel des deutschen Teams zu reisen. Ihr Ministerium verwies dann aber auf eine schwierige Terminlage. Ein Sprecher zeigte sich am Freitag "optimistisch", dass die Reise möglich sein werde, bestätigte diese aber nicht endgültig.
Faesers Regierungskollegin Annalena Baerbock forderte indes, bei der Vergabe von Großereignissen wie der Fußball-WM auf Menschenrechte zu achten. Diese seien "unteilbar", betonte die deutsche Außenministerin am Montag bei einem Treffen mit ihrer französischen Kollegin Catherine Colonna. Sportlerinnen und Sportler dürften nicht dafür bestraft werden, "wenn politisch andere Dinge falsch laufen", fügte sie hinzu.
Deutsche unterstützen Boykott
Baerbock betonte, dass sie der deutschen Mannschaft die Daumen drücke. "Ich bin ein großer Fußballfan, und auch beim Fußball wird unterstrichen, wenn man jedem in der Gesellschaft eine Chance gibt, wenn man auf die volle Vielfalt seines eigenen Landes setzt, nur dann kann man die größten Sportstars hervorbringen", sagte die Ministerin. Die deutsche Mannschaft sei nicht nur gut trainiert angereist, sondern bereits auf dem Flugzeug mit einer Botschaft. Damit habe sie "gleich zu Beginn ein Zeichen gesetzt, dass gerade auch die Welt des Sports von Vielfalt und von starken Menschenrechten" lebe. Auf dem Flugzeug, das die deutsche Mannschaft in die Region brachte, stand "Diversity Wins" geschrieben.
Unterdessen haben Boykottforderungen auch in der deutschen Öffentlichkeit großen Rückhalt. Einer Umfrage der Uni Hoffenheim zufolge ist knapp die Hälfte der Deutschen für einen Boykott der Fußball-WM durch Sponsoren und Politiker. Mehr als zwei Drittel würden Politikerbesuche als überflüssig ansehen. Wenn überhaupt, komme für die Deutschen eine Reise von Kanzler Olaf Scholz erst zum WM-Finale infrage. Aber auch dann sind noch rund 34 Prozent der Meinung, dass dies "völlig überflüssig" sei.