Costa & Co. wollen auschgeschiedene Marokkaner abschießen.
Spanien hat im Fernduell mit Portugal den Gruppensieg in Pool B der Fußball-WM in Russland im Visier. Die Spanier müssen dafür bei bisher gleichem Torverhältnis am Montag (20.00 Uhr live oe24-TV) in Kaliningrad gegen Marokko höher gewinnen als die Portugiesen im Parallelspiel gegen den Iran.
Fair-Play-Wertung könnte entscheiden
Sollten die Siege gleichhoch ausfallen, müsste die Fair-Play-Wertung entscheiden. Falls Spanien und Portugal völlig überraschend gleichhoch verlieren, würde die Bilanz der Gelben, Gelb-Roten und Roten Karten sogar darüber entscheiden, welche der beiden europäischen Fußball-Großmächte die Heimreise antreten muss.
Daran denkt auf der iberischen Halbinsel allerdings noch niemand. Marokko ist nach zwei 0:1-Niederlagen bereits aus dem Rennen. Diego Costa soll die 22 Partien ungeschlagenen Spanier zum Gruppensieg schießen. Der gebürtige Brasilianer zeichnet für drei der vier bisherigen spanischen Turniertreffer verantwortlich - und wurde damit etwas überraschend zu einem der bisherigen Helden dieser WM.
Spanien setzt auf Costa
Costa ist nach der überraschenden Trennung von Trainer Julen Lopetegui so etwas wie die Lebensversicherung des spanischen Teams. Neun Tore hat er in seinen vergangenen neun Auftritten von Beginn an in der "Seleccion" erzielt. Dabei war der durchsetzungsstarke Angreifer von Atletico Madrid in Spanien lange Zeit alles andere als unumstritten.
Bei der vergangenen EM 2016 stand Costa nicht im Kader, nicht nur die führende spanische Zeitung "El Pais" stellte die Sinnfrage seiner Nominierung in einem Team, das eigentlich auf spielstarke Akteure und Ballbesitz setzt. Der 29-Jährige aber bewies seinen Wert. "Er hat verstanden, dass er den Ball nicht oft berühren muss, und auf den Abschluss fokussiert sein muss", sagte sein Atletico-Clubkollege Koke.
An Costas rustikalem Spielstil scheiden sich mitunter aber die Geister. "Sein Kampfgeist zeichnet ihn aus. Er fühlt sich am wohlsten, wenn er mit Verteidigern kämpfen kann. Das ist seine Spezialität", schilderte Koke, der sich wie zuletzt gegen den Iran (1:0) in der Jokerrolle wiederfinden könnte. Im offensiven Mittelfeld drängt Marco Asensio ins Team. 180 Millionen Euro soll Liverpool einem spanischen Medienbericht zufolge für den 22-jährigen Edelreservisten von Real Madrid bieten
"Wir möchten auf jeden Fall Gruppenerster werden"
Für Clubkollege Lucas Vazquez sind die Ziele klar: "Wir möchten auf jeden Fall Gruppenerster werden." Leicht werde es aber auch gegen die Marokkaner nicht. Kein Team bei der WM sei ihrem Gegner richtig überlegen, meinte Vazquez. "Hier ist es wichtig, dass man sich während des Turniers weiterentwickelt."
Das soll den Spaniern auch unter Lopeteguis Interims-Nachfolger Fernando Hierro gelingen. Im Achtelfinale warten entweder der mit zwei klaren Siegen ins Turnier gestartete Gastgeber Russland oder Uruguay. Damit beschäftigen sich die Spanier aber noch nicht. Vazquez: "Zuerst müssen wir gegen Marokko gewinnen und dann schauen wir, was in den anderen Gruppen passiert."
"Wir haben gezeigt, dass wir Fußball spielen können"
Die Marokkaner sind in der K.o.-Phase nur noch Zuschauer. Die Nordafrikaner wollen den Favoriten bei ihrer Abschiedsvorstellung aber zumindest ärgern - und ihren ersten Turniertreffer erzielen. "Wir haben gezeigt, dass wir Fußball spielen können", meinte Teamchef Herve Renard nach den beiden knappen Niederlagen gegen den Iran und Portugal. In beiden Partien hatten die Marokkaner mehr Ballbesitz, Torschüsse und Corner verzeichnet.
Gegen Spanien soll ein Achtungserfolg gelingen. Mit dem Nachbarn auf der gegenüberliegenden Seite der Straße von Gibraltar haben sich die Marokkaner seit 56 Jahren nicht auf dem Fußballplatz duelliert: Im Interkontinental-Play-off für die WM 1962 setzte sich Spanien zweimal knapp durch. Einem 1:0 in Casablanca folgte damals ein 3:2 in Madrid.