FIA verhängt 3 Rennen Sperre auf Bewährung über Weltmeisterteam.
McLaren-Mercedes ist in der Lügenaffäre um Falschaussagen vor den Sportkommissären beim Formel-1-Grand Prix von Australien mit einem blauen Auge davongekommen. Der Motorsport-Weltrat des Internationalen Automobil-Verbandes (FIA) nahm am Mittwoch von drakonischen Strafen Abstand, verhängte lediglich eine Sperre von drei Rennen auf Bewährung. Grund dafür sei unter anderem eine öffentliche Entschuldigung von Teamchef Martin Whitmarsh bei der Anhörung in Paris gewesen.
Whitmarsh habe glaubhaft versichert, dass sich die Kultur in seinem Rennstall verändert habe. "In Anbetracht des offenen und ehrlichen Auftrittes von McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh vor dem Motorsport-Weltrat hat dieser entschieden, die angemessen scheinende Strafe zur Bewährung auszusetzen", hieß es in einem FIA-Statement. Die Sperre tritt nur dann in Kraft, wenn in der Causa weitere belastende Fakten auftauchen oder das Team innerhalb der nächsten zwölf Monate erneut gegen das Reglement verstößt.
Das Urteil im Wortlaut Diese Strafe ist eine Sperre des Teams für drei Rennen der FIA Formel-1-Weltmeisterschaft. Diese wird nur beantragt, wenn weitere den Fall betreffende Fakten auftauchen, oder wenn vom Team in den nächsten zwölf Monaten eine weitere Verletzung von Artikel 151c des Internationalen Sporting Codes begangen wird." |
Entlarvender Boxenfunk
Mitschnitte des Boxenfunks hatten
nachträglich bestätigt, dass Weltmeister Lewis Hamilton den Toyota-Piloten
Jarno Trulli beim Auftaktrennen in Australien in einer Safety-Car-Phase auf
Anweisung seines Teams absichtlich vorbeigelassen hatte. Hamilton hatte dies
ebenso wie McLaren-Sportdirektor Dave Ryan vor den Stewards bestritten und
war auch wenig später bei einer weiteren Anhörung in Malaysia bei dieser
Darstellung geblieben. Ryan habe ihn dazu angewiesen, betonte der Jungstar.
Ryan ist mittlerweile suspendiert, viel wichtiger schien in der Affäre aber die Personalie Ron Dennis gewesen sein. Der ehemalige McLaren-Teamchef, der als sportlicher Ziehvater von Hamilton gilt, war vor zwei Wochen endgültig von allen Ämtern im Motorsport zurückgetreten. Dennis hatte in den vergangenen Jahren unter anderem eine Privatfehde mit FIA-Präsident Max Mosley ausgefochten. 2007 war McLaren in einer Spionage-Affäre um geheime Ferrari-Daten bereits mit 100 Millionen Dollar Strafe belegt worden.
Glimpflich davongekommen
Um ein ähnliches Ausmaß scheint McLaren
vorerst herumgekommen - auch aufgrund des diplomatischen Geschicks von
Dennis-Nachfolger Whitmarsh, der sich an seinem 51. Geburtstag reuevoll
zeigte. "Wir haben Fehler gemacht. Dafür haben wir uns bei der FIA und der
Öffentlichkeit entschuldigt", betonte Whitmarsh. "Ich hoffe, dass wir das
Kapitel damit beenden können". Der Teamchef war als einziger
McLaren-Vertreter und auf eigenen Wunsch ohne Rechtsbeistand vor den
26-köpfigen Weltrat getreten.
Hamilton drückte sich um Anhörung
Hamilton dagegen war
der nicht einmal eine Stunde dauernden Anhörung im FIA-Hauptquartier auf dem
Place de la Concorde ferngeblieben. Eine Sperre oder ein Punkteabzug hätten
den Engländer wohl endgültig um seine kleine Chance auf eine erfolgreiche
Titelverteidigung gebracht. Nach vier Rennen und einer nachträglichen
Disqualifikation in Australien liegt Hamilton in der WM-Wertung 22 Punkte
hinter seinem führenden Landsmann Jenson Button. Zudem scheint seint McLaren
derzeit alles andere als siegfähig.