28. April 2011 10:12

Auswirkungen von Fukushima 

Jod auch über Österreich messbar

Keine Gefahr: Die messbare Menge ist "verschwindend gering".

Jod auch über Österreich messbar

Die Auswirkungen des Reaktorunfalls von Fukushima sind auch über Österreich als Radioaktivität messbar. Allerdings sind die Werte derart gering, dass ein Risiko auszuschließen ist, erklärte Manfred Ditto vom Gesundheitsministerium bei einer Diskussionsveranstaltung zum Thema "Reaktorunfälle: medizinische Konsequenzen" der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Durchschnittlich kommt es innerhalb von 1.000 Sekunden über Österreich zu drei Zerfällen von radioaktivem Jod, das aus Fukushima stammt, so der Experte. Zum Vergleich: Im menschlichen Körper ereignen sich pro Sekunde rund 4.000 Zerfälle von natürlich vorkommendem, radioaktivem Kalium, so Ditto.

Keine Gefährdung
Laut US-Messstellen sind die Auswirkungen der Reaktorkatastrophe in Japan etwa auch über Kalifornien messbar, wenngleich in ähnlich hohen Verdünnungen wie über Europa. Die dem Unfall zuzuordnenden Zerfallsraten sind rund 100.000 Mal kleiner als die natürliche Hintergrundstrahlung. Eine Gefährdung der Bevölkerung könne daher ausgeschlossen werden, so Ditto.

Viele offene Fragen
Dennoch bleiben die Experten aufmerksam, zumal es zur Wirkung von geringen Mengen an radioaktiver Strahlung auf den Organismus noch viele offene Fragen gibt, wie Edgar Selzer von der Medizinischen Universität Wien berichtete. Was sich im menschlichen Körper abspielt, wenn er hohen Dosen an Radioaktivität ausgesetzt wird, ist relativ gut erforscht. Die Wirkung ist im Bereich von über 100 Millisievert - entspricht etwa der Belastung von Menschen auf der Raumstation ISS - linear. Linear bedeutet vereinfacht gesagt: Doppelte Belastung, doppelter Schaden, halbe Belastung, halber Schaden.

Unter der Dosis von 100 Millisievert werden Vorhersagen - etwa über erhöhte Krebsraten - deutlich schwieriger, so Selzer. Die Ursachen dafür sind verschiedene Mechanismen, mit denen Zellen auf Radioaktivität reagieren. So gibt es einerseits das Phänomen, dass Zellen nach geringer Bestrahlung weniger sensibel auf weitere Radioaktivität sind. Das bedeutet, dass weniger Schäden eintreten als zu vermuten wäre.

Andererseits gibt es aber auch verstärkende Mechanismen, etwa den sogenannten "Bystander-Effekt". Dabei kommt es durch Ausschüttung von Substanzen von betroffenen Zellen zu Schädigungen von eigentlich von der Strahlung nicht getroffenen Zellen. Insgesamt reagieren Zellen laut Selzer höchst unterschiedlich auf schwache radioaktive Strahlung, was die Sache zusätzlich kompliziert.




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