Flüchtlings-Tragödie

1.600 Euro für Fahrt in den Tod

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Der Kapitän des Todesschiffs von Lampedusa überlebte – er wurde festgenommen.

111 Leichen wurden bisher aus dem Meer vor Lampedusa geborgen, darunter 46 Frauen. Rund 240 Flüchtlinge werden noch vermisst. 155 Personen konnten gerettet werden, eine davon ist Kebrat, ein Mädchen aus Eritrea. Stundenlang lag sie zwischen den Toten im Hafen von Lampedusa, alle dachten, sie sei tot. Dann hörte ein Retter ihre leisen Hilferufe. Kebrat liegt jetzt in der Klinik von Palermo, sie wird überleben.

Tunesier kassierten vor der Todesfahrt ab
Schlepper. Wer aber trägt Schuld an der Flüchtlingstragödie? Die meisten Überlebenden beschuldigen einen 35-jährigen Tunesier. Er sei der Kapitän des Schiffes gewesen, hat das Unglück überlebt. Er habe die Flüchtlinge aus Somalia, Eritrea und dem Sudan in der libyschen Hafenstadt Misrata auf das Schiff gepfercht. 1.600 Euro kassierte der Schlepper pro Person – ein Vermögen.

Die italienischen Behörden nahmen den Mann fest, er bestreitet jede Schuld.
Die Mittelmeerinsel Lampedusa ist seit Monaten mit einer massiven Flüchtlingswelle konfrontiert. Allein in den vergangenen zwei Wochen landeten 5.583 Migranten, 45 weitere Boote landeten in Sizilien.

Weg der Flüchtlinge
Zehntausende Flüchtlinge warten auf Fluchtmöglichkeit nach Europa.
Misrata. Das Todesboot startete von der libyschen Hafenstadt Misrata, im Libyen-Krieg war Misrata heftig umkämpft. Die Flüchtlinge stammen aus Somalia, Eritrea und dem Sudan. Von der Libyen-Küste bis nach Lampedusa sind es 140 Kilometer.

1.600 Euro für Fahrt in den Tod
© TZ ÖSTERREICH


K. Wendl

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