Armenien/Aserbaidschan

30 Tote bei Eskalation im Südkaukasus

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Russlands Präsident Putin mahnte zur Zurückhaltung.

 Bei heftigen Gefechten zwischen Armenien und das Nachbarland Aserbaidschan an der Frontlinie zum umstrittenen Grenzgebiet Berg-Karabach sind am Samstag insgesamt mindestens 30 Soldaten getötet worden. Beide Seiten machten sich gegenseitig für die Eskalation verantwortlich.

Nach Angaben des armenischen Präsidenten Serge Sarkissjan wurden 18 armenische Soldaten getötet, weitere 35 Soldaten seien verletzt worden. Sarkissjan sagte bei einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache nicht, ob es sich bei den Opfern um Angehörige der regulären Streitkräfte oder um Mitglieder von Truppen aus Berg-Karabach handelte, das von Eriwan unterstützt wird. Es handele sich um die "schwersten Kämpfe" seit dem Inkrafttreten eines Waffenstillstands zwischen beiden Ländern im Jahr 1994, sagte Sarkissjan.

"Offensichtliche Desinformation"
Laut Verteidigungsministerium in Baku töteten armenische Einheiten zwölf aserbaidschanische Soldaten und schossen einen Hubschrauber ab. Aserbaidschan hatte zudem angegeben, die eigenen Streitkräfte hätten mehr als hundert armenische Soldaten getötet sowie sechs Panzer und 15 Artillerieeinheiten zerstört. Das armenische Verteidigungsministerium wies das als "offensichtliche Desinformation" ohne jeglichen "Bezug zur Wirklichkeit" zurück.

Armenien warf Aserbaidschan vor, am Freitagabend "mit Panzern, Artillerie und Hubschraubern massiv angegriffen" zu haben. Armeniens Armee habe die aserbaidschanischen Einheiten zurückgeschlagen. Von Armenien unterstützte Rebellen in Berg-Karabach schossen nach eigenen Angaben zwei aserbaidschanische Hubschrauber, drei Panzer sowie eine Drohne ab. Nach Angaben des von Armenien unterstützten Verteidigungsministeriums in Karabach wurde beim Beschuss armenischer Dörfer in der umstrittenen Region ein zwölfjähriger Junge getötet.

Vergeltungsmaßnahmen
Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium erklärte, seine Truppen seien von "großkalibriger Artillerie und Raketenwerfern" angegriffen worden. Sie hätten "umgehend Vergeltungsmaßnahmen unternommen". Dem Außenministerium in Baku zufolge wurde zudem ein aserbaidschanischer Zivilist getötet.

Beide Seiten berichteten von andauernden Gefechten in den von proarmenischen Rebellen kontrollierten Gebieten Chodschawend-Fisukli und Agdere-Terter-Agdam. Laut Baku eroberte die aserbaidschanische Seite dort zwei strategisch wichtige Anhöhen und ein Dorf zurück.

Dringlichkeitssitzung
Der armenische Regierungschef Howik Abrahamjan berief in Eriwan eine Dringlichkeitssitzung seines Kabinetts ein. Er erklärte seine Bereitschaft, die zur "Stabilisierung der Lage" erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.

Der russische Präsident Wladimir Putin appellierte an beide Seiten, die Waffen schweigen zu lassen. Die Konfliktparteien müssten eine "sofortige Waffenruhe" eingehen und Zurückhaltung üben, um weitere Opfer zu vermeiden, ließ er über seinen Sprecher Dmitri Peskow erklären.

"Militärische Eskalation"
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte seine Besorgnis über die "militärische Eskalation". Er rief - auch im Namen des deutschen Vorsitzes der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) - dazu auf, "die Kampfhandlungen unverzüglich einzustellen und den Waffenstillstand in vollem Umfang zu respektieren". Dem Auswärtigen Amt zufolge telefonierte Steinmeier mit seinen Kollegen in beiden Ländern.

Die beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan streiten seit vielen Jahren um die Region Berg-Karabach. Proarmenische Rebellen hatten das mehrheitlich von ethnischen Armeniern bewohnte Gebiet, das zu Sowjetzeiten Aserbaidschan zugeschlagen worden war, Ende der 80er Jahre mit Eriwans Unterstützung unter ihre Kontrolle gebracht.

Jahrelanger Krieg
Im Zuge eines jahrelangen Kriegs wurden hunderttausende Menschen aus beiden Ländern vertrieben und schätzungsweise 30.000 Menschen getötet. Im Jahr 1994 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, einen Friedensvertrag gibt es aber bis heute nicht. International wird Berg-Karabach weiterhin als Teil Aserbaidschans angesehen, Armenien erkennt dies aber nicht an.

Das kleine Berggebiet an der Grenze zwischen beiden Ländern ist weitgehend von Zahlungen aus Eriwan abhängig und praktisch nur über die Straße aus Armenien erreichbar. Das erdölreiche Aserbaidschan, dessen Verteidigungsbudget bisweilen höher war als Armeniens gesamter Staatshaushalt, drohte wiederholt damit, Berg-Karabach zurückzuerobern, sollten internationale Bemühungen zur Lösung des Konflikts zu keinem Ergebnis führen. Das von Moskau unterstützte Armenien betont, dass es jeder Offensive standhalten könne.

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