Regierung am Pranger

45 Verletzte bei Protesten im Libanon

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Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein.

Bei neuerlichen Zusammenstößen zwischen regierungskritischen Demonstranten und Sicherheitskräften wurden Mittwoch in der libanesischen Hauptstadt Beirut 45 Menschen verletzt. 35 von ihnen, darunter Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters und zweier libanesischer Sender, mussten zur Behandlung in Krankenhäuser gebracht werden, teilte das Rote Kreuz mit.

Innenministerin Raya al-Hassan verurteilte die beiderseitige Gewalt. "Wir akzeptieren weder den Angriff auf Journalisten, die ihre Pflicht tun, über Ereignisse und Entwicklungen zu berichten, noch akzeptieren wir den Angriff auf die Polizei, die die Sicherheit gewährleisten", sagte sie. Die Polizei war mit Schlagstöcken und Tränengas gegen Protestanten vor einer Polizeistation vorgegangen, die die Freilassung nachts zuvor festgenommener Demonstranten forderten.

Sie hatten Feuerwerkskörper gezündet und Steine geworfen. Bereits Dienstagabend war es im Beiruter Hamra-Viertel zu Ausschreitungen - mit 65 Verletzten - gekommen. Nach Angaben der Polizei wurden 59 Menschen festgenommen. Augenzeuge berichteten, Krawallmacher hätten Banken und Bankomate attackiert. Zahlreiche Fensterscheiben von Banken gingen zu Bruch.

Die Proteste waren nach einer längeren Pause über den Jahreswechsel neu aufgeflammt. Sie richten sich gegen die führende Elite des kleinen Landes am Mittelmeer, der sie Korruption vorwerfen. Auf Druck der Straße erklärte Ministerpräsident Said Hariri Ende Oktober seinen Rücktritt. Bisher konnte keine neue Regierung gebildet werden. Die wochenlangen Proteste haben im Libanon die schwerste politische und wirtschaftliche Krise seit dem Ende des Bürgerkriegs vor 30 Jahren ausgelöst. Das Libanesische Pfund hat stark an Wert verloren.

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